Schwierige Namensfindung: Schwebebahnstadt oder. . .?

Die WZ hörte sich in der Stadt um, welchen Beinamen sich Wuppertal geben soll. Die Meinungen gehen auseinander.

Schwierige Namensfindung: Schwebebahnstadt oder. . .?
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Wuppertal. Welchen schmückenden Beinamen sollte sich Wuppertal geben? Die FDP hat erneut einen Vorstoß gewagt und gefordert: Wuppertal ist die Schwebebahnstadt und sollte das auch öffentlich so bekunden. Was Markennamen bewirken können, erleben wir täglich im Supermarkt. Eine starke Marke wird favorisiert, sie beurteilen wir gnädiger, wenn etwas schiefgeht. Ein Zusatz- oder Markenname hat also große Bedeutung. „Deshalb kann Wuppertal nur Schwebebahnstadt heißen“, sagt Oberbürgermeister Peter Jung. „Rückwärtsgewandtes kann ich bei dieser Bezeichnung nicht erkennen. Im Gegenteil: Wir bauen gerade für ein modernes, barrierefreies Verkehrsmittel die neuesten Wagen.“

Anders herum sieht es Peter Vaupel, Ex-Sparkassen-Chef und Vorsitzender der Theaterfreunde: „Ich empfinde Schwebebahnstadt als rückwärtsgewandt. Wissen ist die Zukunft, und Wuppertal hat da einiges zu bieten. Daher plädiere ich eindeutig für „Wissensstadt.“

Ähnlich argumentiert Johannes Busmann, Kommunikationsbeauftragter für den Döppersberg, will aber einen anderen Namen: „Die Schwebebahn verbindet jeder Nicht-Wuppertaler mit Nieten, Rost und Museum und fragt sich, ob die Stadt immer noch nichts Neues hat. Wissen ist viel zu abstrakt ( . . .). Eine Universität ist ein Fakt: junge Menschen (Stadtkultur), hochwertige Arbeitsplätze, Forschung“. Das stehe für Zukunft. Sein Votum: Universitätsstadt.

Dem stimmt Uni-Rektor Lambert T. Koch zu — „auch als Liebhaber der Schwebebahn“, betont er. Aber ein Beiname solle andere anlocken, junge Menschen und Unternehmen: „Das muss etwas sein, das sexy ist.“ Daher ist auch er für Wissensstadt oder Universitätsstadt.

Dem widerspricht Martin Bang, Chef von Wuppertal Marketing: Die Schwebebahn dokumentiere die Innovationskraft der Stadt: „Sie ist ja keine Museumsbahn.“ Mit saniertem Gerüst und neuen Wagen sei sie „fit für die nächsten 100 Jahre“. Er weiß aus Erfahrung: „Die Schwebebahn ist Türöffner in vielen Gesprächen, beim Tourismus und im Geschäftlichen.“

Die gleiche Wahl trifft Michael Wenge, Hauptgeschäftsführer der IHK: Universitätsstädte gebe es viele, aber die Schwebebahn sei ein „weltweit einzigartiges Verkehrsmittel.“ Daher sollte sie im Namen stehen — „wenn man darüber nachdenkt, was man aber nicht muss“.

Ernst-Andreas Ziegler, Initiator und Geschäftsführer der Junior Uni, macht einen diplomatischen Vorschlag: „Universitätsstadt mit der Schwebebahn“. „Wuppertal ist jetzt wirklich eine Universitätsstadt“, stellt er fest. Die Schwebebahn sei „ein Alleinstellungsmerkmal. Nach der Sanierung stehe sie für „den nach wie vor unsere Stadt und die Region prägenden Technik- und Erfindergeist“.

Stadtwerkechef Andreas Feicht wünscht sich einen abgewogenen Entscheidungsprozess gegebenenfalls mit professioneller Begleitung. „Entscheidend muss sein, welche Botschaft Wuppertal an Besucher senden möchte.“

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