Sechs Stunden Wartezeit: Negativrekord im Einwohnermeldeamt

Am Steinweg mussten Kunden am Mittwoch bis zu sechs Stunden warten. Besserung ist nicht in Sicht.

Sechs Stunden Wartezeit: Negativrekord im Einwohnermeldeamt
Foto: Andreas Fischer

Barmen. Es sind stets dieselben Szenen, die sich derzeit jeden Morgen vor dem Einwohnermeldeamt am Steinweg in Barmen abspielen: Die Schlange der Wartenden reicht hoch bis zur Sedanstraße. Der Ansturm der Kunden, die vor ihrem Sommerurlaub ihre Ausweise verlängern lassen wollen, ist von dem durch Krankheitsfälle um 20 Prozent dezimierten Team im Amt nicht zu schaffen.

Am Mittwoch wurde der Wartezeit-Rekord auf sechs Stunden geschraubt. Schon in der vergangenen Woche hat die WZ über die Zustände am Steinweg berichtet. Die Stadt hat zwei Mitarbeiter als Hilfe geschickt, ein dritter — er muss noch eingearbeitet werden — soll dazukommen. Besserung ist trotzdem nicht in Sicht. Feste Termine gibt es erst wieder im Juli. „Wer nicht unbedingt muss, sollte sich den Gang sparen“, rät Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler.

Vanessa Friese kann nicht warten: „Mein Pass ist abgelaufen. Wenn der nicht verlängert wird, muss ich eine Strafe zahlen“, sagt die Studentin, die um 8 Uhr eine Marke gezogen hat und um 10 Uhr feststellt: „Es sind noch 50 vor mir dran.“ Ihre Vorlesung um 12 Uhr werde sie wohl ausfallen lassen. Neben ihr sitzt Patrick Klein auf der Bordsteinkante. Er braucht für seinen kleinen Sohn einen Ausweis. Noch ist er zuversichtlich: „Um 13 Uhr muss ich meinen Schichtdienst antreten. Könnte klappen“, sagt der Wuppertaler lakonisch.

Es gibt auch Glückspilze an diesem Vormittag: Jörg Voigt beispielsweise. Er hat Mitte Mai noch einen Termin bekommen: „Ich habe eine Minute gewartet und war in acht Minuten durch. Super.“

Der Groll richtet sich ohnehin nicht gegen die Sachbearbeiter. Voigt: „Ich bin zuvorkommend bedient worden.“ Das sagt auch Panagiotis Paschalis aus Vohwinkel: „Die Mitarbeiter hier arbeiten offensichtlich am Limit und geben alles.“ Der Rechtsanwalt vermutet ein „strukturelles Problem“. Das muss das Presseamt notgedrungen bestätigen. Angesichts des Sparkurses der Stadt, könne man nicht nach Belieben Personal zuschießen, heißt es auf Nachfrage der WZ.

Es bleibt ein Tipp des Presseamts: Wer zwischen 6.45 und 7 Uhr zum Steinweg kommt, hat Chancen, noch an die Reihe zu kommen. Wartemarken gibt es in dieser Woche ohnehin nur bis 9 Uhr. Wer später kommt, ist derzeit chancenlos.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort