Die Demontage einer Fraktion

Rücktritte und Streit sorgen bei den Christdemokraten fast das ganze Jahr lang für Schlagzeilen.

Wuppertal. In der CDU-Fraktion kehrt auch nach dem Rücktritt von Bernhard Simon als Fraktionsvorsitzender keine Ruhe ein, die Gräben innerhalb der Fraktion sind tiefer denn je. Im August schlägt die Nachricht, dass Bernhard Simon jahrelang teure VIP-Karten des WSV genutzt hat, wie eine Bombe ein. Mit in den Sog gerät auch der Vorsitzende des Kulturausschusses, Dirk Jaschinsky. Er hält den Druck nicht aus und tritt schon nach kurzer Zeit von der lokalpolitischen Bühne Wuppertals ab.

Ganz anders Bernhard Simon. Weder die Aufforderung der Fraktion, er möge alle seine politischen Ämter abgeben, noch ein gleichlautender Beschluss der Mitglieder des CDU-Parteitages, führen zum Erfolg: Simon ist weiterhin Mitglied der Fraktion.

Was nun im Herbst folgt, ist die beispiellose Demontage einer Fraktion und auch einer Partei. Weder Fraktionschef Michael Müller noch der Kreisverbandsvorsitzende Jürgen Hardt vermögen Simon zur Ordnung zu rufen, geschweige denn die Beschlüsse von Fraktion und Partei umzusetzen.

Im Zuge der andauernden Auseinandersetzung kommt es zu skurrilen Ereignissen. So wird der Vorsitzende der Jungen Union, Sebastian Richter, von Vize-Fraktionschef Jörg Herhausen nicht zu einer Sitzung des Stadtverbandes Uellendahl gelassen. Herhausen wird dem Simon-Lager zugerechnet — Richter hatte zuvor den Rücktritt Simons gefordert.

Der Ehrenrat der Stadt Wuppertal tritt zusammen, um die Annahme der WSV-Gold-Karten zu bewerten — er erweist sich jedoch als zahnloser Tiger. Im Zuge der Diskussion entstehen fast wöchentlich neue Debatten. So wirft der Rechtsanwalt von Simon Oberbürgermeister Peter Jung vor, dass auch dieser die VIP-Karten genutzt habe.

Bürgermeisterin Silvia Kaut tritt im Oktober zurück. Als ihr Nachfolger wird Jan Philipp Kühme gewählt, braucht aber peinlicherweise zwei Anläufe im Stadtrat, obwohl die beiden Kooperationsparteien CDU und SPD über eine komfortable Mehrheit verfügt. Peter Jung verfolgt das Geschehen mit versteinerter Miene.

Es nimmt kein Ende: Dorothea Glauner und Gisela Schlüter treten beide aus der Fraktion aus, weil sie Hardt und Müller Unfähigkeit im Fall Simon vorwerfen. Sie sind nun die Gruppe Christlich Demokratische Wuppertaler.

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