Bergische Marktführer (21): Sogar die Nationalteams der Köche schneiden mit Wüsthof

Geschmiedete Messer der Traditions-Firma schneiden bei amerikanischen Kunden bestens ab.

Wuppertal. Schneidwaren im Flugzeug? In den 1960er und 70er Jahren ging das noch, als Wolfgang Wüsthof mit Taschen voller Messer durch die USA reiste. Am Anfang war das Geschäft zäh, aber die Solinger Qualität setzte sich durch: Heute macht die Ed. Wüsthof Dreizackwerk KG 84 Prozent ihres Umsatzes im Ausland, speziell in Nordamerika.

Zur Wüsthof-Produktpalette gehören rund 350 verschiedene Messer in sieben Serien — vom kleinen Küchenmesser mit vier Zentimetern Klingenlänge, dem „Zöppken“, bis zu den großen Schlachtermessern mit 36 Zentimetern. Die Produktion ist hoch technisiert: Zur „Belegschaft“ des bald 200 Jahre alten Traditionsunternehmens zählen mehr als 100 Roboter. Der erste wurde im Jahr 1985 „eingestellt“.

Die Roboter sorgen etwa dafür, dass das Dreizackwerk mit „Precision Edge Technology“ werben kann: Die Klingen werden vor dem Schleifen per Laser vermessen. Ein Computer berechnet den exakten, individuellen Abzugswinkel, und die Roboter schleifen die Messer am nassen Stein. „Das ist präziser, als es mit der Hand gemacht werden kann“, erläutert Harald Wüsthof, der das Familienunternehmen in siebter Generation führt.

Als die Roboter einsprangen, veränderten sich die Anforderungen an die Belegschaft. „Heute brauchen wir mehr Mechatroniker, Elektroniker und Werkzeugmacher“, so der geschäftsführende Gesellschafter.

Die „Großfamilie Wüsthof“, so der Geschäftsführer, stellt pro Jahr 1,7 Millionen geschmiedete Klingen her, Tendenz steigend. Produziert wird am Stammsitz an der Kronprinzenstraße und im Gewerbegebiet Dycker Feld. Dort errichtete das Unternehmen 2005 ein weiteres modernes Werk. Bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes werden investiert, beispielsweise in eine neue Filteranlage zur Reduzierung des Abwasservolumens und Systeme zur Wärmerückgewinnung und eine große Photovoltaik-Anlage.

Die hochautomatische, technisierte Fertigung will aber gesteuert werden. „Wir stehen vor der Aufgabe, individueller zu fertigen“, erläutert Wüsthof. „Jeder große Kunde möchte etwas Eigenes haben.“ Die Wüsthof-Grundsätze sind einfach: „Wir produzieren ausschließlich in Solingen. Das steht bei uns ganz oben und ist für uns ein wichtiges Marketing-Instrument. Außerdem verlässt kein Messer ohne unseren Namen das Haus.“

Darüber hinaus gibt es das Co-Label „Le Cordon Bleu“. Die Solinger arbeiten mit dieser renommierten Kochschule zusammen und statten zudem die Köche von zwölf Nationalmannschaften mit Messern aus. Wüsthof: „Neben der deutschen Mannschaft gehört dazu die sehr erfolgreiche aus Singapur und interessanterweise auch die aus Japan.“ Ein Viertel bis ein Drittel der Produktion geht in die Gastronomie. „Wir verzichten aber bewusst auf Testimonials von Star-Köchen“, unterstreicht Wüsthof.

Zum Sortiment gehören noch gestanzte Messer (in ähnlich hoher Stückzahl wie die geschmiedeten) und Maniküre-Artikel. Jüngst wurde das Programm neu aufgelegt. Wüsthof: „Vor 20, 30 Jahren war das Maniküre-Sortiment viel bedeutender. Bei allem, was wir tun, bleiben wir aber im Schneidwarenbereich.“ Die US-Erfolgsgeschichte will der 45-Jährige in anderen Märkten fortschreiben. In China will Dreizack in diesem Jahr auf gut 40 eigene Verkaufsstellen kommen.

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