Bergische Marktführer (22): Der Hobel für die Schweißnaht in Rohren

Weil der Grat im Inneren eines Rohres stören kann, wird er weggehobelt. Das erledigt eine Technik aus Remscheid.

Wuppertal/Remscheid. Der Remscheider Ernst Blissenbach ist Firmenchef, Ideenmotor, Entwickler und auch mal Monteur in eigener Sache. Und sein kleines Unternehmen ist Weltmarkt- sowie Technologieführer bei Komplettsystemen für die sehr spezielle Rohrinnenentgratung.

Jüngst wurde der Gründer und Geschäftsführer der Remscheider Ernst Blissenbach GmbH 75 Jahre. Von Ruhestand will der agile Firmenchef nichts wissen. Täglich ist Ernst Blissenbach, meist gegen 9 Uhr, in seiner Firma im Remscheider Gewerbegebiet Jägerwald. Hier arbeitet mittlerweile, mit Ernst Blissenbach und seinem Sohn und Prokuristen, Diplom-Ingenieur Arnd Blissenbach (45), ein insgesamt zwölfköpfiges Team an weiteren Lösungen im Bereich der Rohrinnenentgratung.

Die Kernkompetenz der Firma liegt dort, die wichtigste Produktlinie besteht aus sogenannten Rohrinnennahthobeln in allen erdenklichen Größen und Miniaturen. Für den Laien hört sich das vielleicht merkwürdig an. Die Blissenbach-Technik, die im Verborgenen wirkt, ist aber wichtig bei der Fertigung längsnahtgeschweißter Rohre. Und sie, massenhaft hergestellt, werden in der Industrie in allen erdenklichen Abmessungen gebraucht.

Bei diesem automatisch und in großem Tempo ablaufendem Schweißprozess entsteht eine Schweißnaht im Rohr. Ihr Grat kann im Inneren des Rohres zu Störungen führen, da dadurch nicht nur der Querschnitt, sondern auch die Festigkeit des Rohrs beeinträchtigt werden kann.

Ein Beispiel: Rohre, die etwa als Seitenaufprallschutz in Autos eingebaut werden, müssen sich gut biegen lassen. Innere Grate stören da, beeinträchtigen die Stabilität. Damit das nicht geschieht, folgt dem Schweißvorgang bei der Herstellung direkt der Blissenbachsche Innennaht-Hobel. Der Grat wird fortlaufend entfernt, die Qualität des Rohres ist gesichert. So etwas will nicht nur die weltweit aktive deutsche Autoindustrie.

Seit gut 37 Jahren beschäftigt sich Ernst Blissenbach mit solchen Entgratungssystemen. Für die Innovation einer fortlaufenden Nahtüberwachung wurde Blissenbach 2011 der begehrte „Industriepreis“ zuerkannt. Dabei wird dem Hobel eine Rolle nachgeführt, die digitalisiert die Güte des Hobelprozesses prüft und damit Fehler vermeiden hilft.

Immer geht es darum, noch bessere Systeme zu entwickeln. „Deshalb ist die Frage nicht: Was haben wir schon getan? Sondern: Was können wir noch tun?“ Das ist Blissenbachs Devise.

Der gelernte Werkzeugmacher, der bei Vaillant Berufspraxis gewann, machte sich 1969 „teilselbstständig“. Zunächst wurden zusammen mit Bruder Gerd Präzisionsholzbohrer gefertigt. Seit 1974 verlegte man sich auf Spezialwerkzeuge für die Rohrindustrie; diesen Zweig führte Ernst Blissenbach schließlich allein weiter. Zunehmend schützt Blissenbach seine Erfindungen durch internationale Patente - was er lange aus Kostengründen vermieden hatte, weil er, wie er dem RGA einmal sagte, Nachahmern ohnehin schon bald wieder durch die nächste Innovation weit voraus war.

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