Bergische Marktführer (50): Geheimrezept für reißfeste Vulkanfiber

Vulkanfiber für Schleifscheiben, Tragrollen für Verseilmaschinen. Die Materialien halten richtig viel aus.

Wuppertal. Es ist ein Geheimrezept, mit dem die Firma Sachsenröder ihr Markenprodukt Savutec herstellt; bewusst nicht patentiert, damit die Chancen der Nachahmer noch geringer gehalten werden. Los geht es mit den Samenkapseln der Baumwollblüte — und später entsteht mit Vulkanfiber wieder ein reines Naturfaserprodukt, jedoch zwischendurch mit Säuren und Wasser bearbeitet, getrocknet, gereinigt, neutralisiert, aufgewickelt — immer wieder unter Beachtung extremer dreidimensionaler Schrumpfungsprozesse. „Das ist die Kunst, die beherrscht kein anderer so wie wir“, sagt Firmenchef Dirk Sachsenröder. Dabei werden riesige Wassermengen eingesetzt: „Die Wupper ist unsere Lebensader“, sagt Sachsenröder.

Was die Festigkeit angeht, ist die Qualität demnach um etwa 20 Prozent besser als die der Wettbewerber. An einem DIN-A-4-Blatt Savutec kann man sogar ein Auto hängen, ohne dass das Blatt reißt.

Und was fangen die Kunden mit Vulkanfiber an? Sie stellen daraus flexible Schleifscheiben her. Solche, wie sie zum Beispiel bei extrem festen Schweißnähten gefordert sind. Eingesetzt werden sie unter anderem für Schiffsschrauben, Kesselbau, Automobilindustrie und Windräder.

Weil Vulkanfiber außerdem eine elektroisolierende Eigenschaft besitzt, wird das Material im Verbund mit anderen Materialien in Blitzschutzgeräten als Ummantelung eingesetzt. Weiterer Einsatzort ist traditionell die Möbelindustrie; als Verbundfolie in Holzfaserplatten, als Struktur gebende Folie oder als Werkzeugfolie zum Beispiel für Wurzelholz im Inneren des Autos oder eben für ein Holzlenkrad.

Mehrere schmale Streifen Verbundfolie Savutec finden sich zudem in Röntgenplatten, aktuell zum Beispiel für einen kleinen Röntgenapparat, der schnell in Notfallgebieten eingesetzt werden kann.

Geschäftsfelder der Zukunft sieht der in vielen Netzwerken und Innovationsschmieden aktive Sachsenröder in Möbeldesign, Schallschutz, Dämmung, Lampenschirmen, Spezialverpackungen, Technik und Mode — alles Gebiete, auf denen Vulkanfiber eingesetzt werden kann.

Eine ähnliche Faser wie zu Beginn der Vulkanfiber-Fertigung ist auch der Ursprung von Gesadur, einer weiteren Marke, mit der Sachsenröder Marktführer ist. Die Faser wird mit speziellen Harzen bearbeitet und unter Druck sowie mit Hitze zu einer Zylinderform verpresst, dann mit Rohdiamantwerkzeug abgedreht: So entsteht eine extrem glatte Oberfläche.

Das Produkt selbst ist eine große Tragrolle mit einem Durchmesser von bis zu mehr als einem Meter. Und diese Rolle kann enormen Druck aushalten. Das muss sie auch, denn werden Stahlseile für moderne Hängebrücken verdrillt, laufen die Maschinen auf Rollen aus Gesadur. Ebenso ist es bei der Herstellung von im Meer liegenden Telekommunikationskabeln, Ölförderkabeln sowie Seilen an Baukränen.

Eine Besonderheit: Stoppt die Maschine etwa wegen eines Risses im Draht, führt das bei anderen Stoffen in der Rolle zu Unruhen, bei Gesadur nicht. Es ist diese einzigartige Stoffzusammensetzung und die Fähigkeit, große Rollen zu liefern, die Sachsenröder zum Marktführer machen. Ein Umstand, den auch Kunden wie Muckenhaupt & Nusselt oder Draka schätzen und der dazu führt, „dass jeder Verseilmaschinenhersteller der Welt Tragrollen von Sachsenröder einsetzt.

Mit Gesadur macht Sachsenröder übrigens etwa 15 Prozent des Gesamtumsatzes.

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