Hartnäckig: Schüler nehmen die Kandidaten in die Mangel

Schüler des Wilhelm-Dörpfeld- Gymnasiums erweisen sich als gut informiert und hartnäckig.

Wuppertal. Zwei Tage vor der Bundestagswahl stellten sich Manfred Zöllmer (SPD), Jürgen Hardt (CDU), Bernhard Sander (Linke), Hermann Ott (Grüne) und Manfred Todtenhausen (FDP) am Freitag den Fragen von Oberstufenschülern des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums.

„Können Migrantenkinder Sprachdefizite noch aufholen, wenn ihre Eltern sie wegen des Betreuungsgeldes nicht in die Kita schicken?“ Mit dieser provokanten Frage startete Samuel Wunderlich die Diskussion und dementsprechend hitzig wurde sie. Hardt verteidigte die Linie der CDU: Auch Migranten wüssten, was das Beste für ihre Kinder sei und könnten sich entscheiden, ihr Kind zu Hause groß zu ziehen. Jemanden dafür zu bezahlen, eine staatliche Einrichtung nicht zu nutzen, sei Irrsinn, meinte hingegen Zöllmer: „Ich bekomme ja auch kein Geld dafür, wenn ich nicht in ein städtisches Schwimmbad gehe“, entgegnete er und hatte die Lacher auf seiner Seite.

Sollten die Politiker gedacht haben, die Schulveranstaltung sei leicht zu bewältigen, hatten sie sich getäuscht: Top informiert hakten die Schüler immer wieder nach. So wies Benedikt Dahlmann Todtenhausen darauf hin, sein „Ja“ zum Wahlrecht ab 16 passe aber nicht zur FDP.

Das Wahlrecht sei auch für viele Migranten ohne deutschen Pass ein Problem, beklagte Mihriban Kaya. Ott will das lösen, indem die Möglichkeiten für doppelte Staatsbürgerschaften erweitert werden. Das unterstützte Todtenhausen, zur großen Verwunderung Zöllmers: Die aktuelle Regierung blockiere dieses Vorhaben. Hardt begründete das damit, man solle sich entscheiden, wo man leben und auch politisch teilhaben möchte und dementsprechend eine Staatsbürgerschaft wählen.

Beim Thema Europapolitik stellte Sander schließlich lobend fest, er habe diesbezüglich selten so detaillierte Fragen gehört. Große Wissbegierde also und das, obwohl die meisten Schüler noch zu jung sind, um Sonntag wählen zu dürfen. Auf eins konnten sich am Ende alle einigen: Für Todtenhausens Anregung, öfter politische Diskussionen an Schulen zu planen, auch außerhalb des Wahlkampfs, gab es großen Applaus — aus allen Lagern.

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