Stadtteilspaziergänge (12): Heckinghausen und seine Perlen

Dörte Bald, alias Dörte aus Heckinghausen, ist Botschafterin eines Stadtteils, der im Verborgenen blüht.

Heckinghausen. Das optimale Wetter für einen Bummel ist es nun wirklich nicht: Ein herbstliches Tief zieht heran, und der feine Nieselregen geht unerbittlich in einen satten bergischen Landregen über. Doch Dörte aus Heckinghausen kann das nicht erschüttern. „Das ist doch nur feuchter Wind“, meint sie gelassen. Und da spürt man, dass sie ihre Heckinghauser Heimat auch an solchen Tagen liebt.

Dörte Bald, alias Dörte aus Heckinghausen, wohnt in Ihrem Elternhaus an der Schubertstraße. „Das ist der Teil von Heckinghausen, wo die Häuser einzeln stehen. Böse Zungen sprechen auch von ,uptown und downtown’ und halten sich hier oben für was Besseres.“

Intensiv hat sie sich vor der Runde durch den Stadtbezirk mit der Frage beschäftigt, ob die Schubertstraße zum Heckinghauser Territorium gehört. Da kamen sogar leichte Zweifel an der Existenzberechtigung von Dörte aus Heckinghausen auf, die sich als völlig unbegründet erwiesen. Fazit: Die Schubertstraße liegt im Quartier Heidt im Stadtbezirk Heckinghausen, der größer als sein Ruf ist, denn auch der Barmer Wald oder Vorwerk-Park gehören dazu.

Da sie in Heckinghausen geboren wurde und wohnt, steht dem Comeback der Schlagersängerin Dörte aus Heckinghausen, der Kunstfigur, die Dörte Bald 1992 geschaffen hat, auch formell nichts mehr im Weg. „Dörtes Comeback im Frühjahr soll aber ein Geheimnis bleiben“, verrät sie schmunzelnd.

Ein baldiges Comeback — sollte man dies nicht auch dem Stadtbezirk wünschen? Viele Wuppertaler pflegen das Vorurteil, in Heckinghausen bewege sich bis auf die vielen Autos auf der langgezogenen Heckinghauser Straße nicht viel. Dörte Bald wehrt sich gegen das negative Bild. Wenn sie morgens durch das Murmelbachtal in Richtung Barmer Anlagen spaziert, kommt sie zuweilen ins Grübeln, warum ihr Heckinghausen so sehr am Herzen liegt. „Es liegt vielleicht daran, dass Heckinghausen nicht viele, dafür aber ganz besondere Perlen hervorbringt“, sagt Dörte Bald. Sie suche lieber nach schönen, bunten, freundlichen, nahen Momenten, anstatt sie in Fülle präsentiert zu bekommen und sie als solche in ihrer Kostbarkeit gar nicht wahrzunehmen.

Dabei verschweigt sie nicht, dass es zwischen der Heckinghauser Halle im Westen und der Bockmühle/Alte Zollbrücke im Osten auch kritische Punkte gibt. „Die Heckinghauser Straße schöner zu machen, das haben sie leider vor einigen Jahren verpasst“, sagt Dörte Bald. Sie hatte sich einst vergeblich für eine Begrünung der Hauptschlagader des Stadtteils eingesetzt.

Doch dafür sei man zum Glück ganz schnell im Grünen. „Am Murmelbachteich habe ich sogar schon Eisvögel beobachtet“, berichtet die Musikpädagogin, die als Hauptdarstellerin der Bergischen Seifenoper viele Jahre auf der Bühne für Heckinghauser Lokalkolorit gesorgt hat. Mit dem ihr eigenen Humor berichtet sie gerne von ganz anderen bunten Vögeln, wie zum Beispiel dem früheren Besitzer einer Imbissbude am Werleberg, der mit den Frikadellen in der Mikrowelle gesprochen habe. Den besagten Schlemmergrill gibt es zwar nicht mehr, aber die Nahversorgung im Stadtteil sei deshalb nicht zusammengebrochen.

„Alles, was wir brauchen, können wir uns in der Nachbarschaft besorgen“, pflichtet ihr Ursula Aschoff bei, die viele Menschen im Viertel als Apothekerin der Neuen Heckinghauser Apotheke kennen. Bäckereien, Supermärkte und Cafés — das ist die Pflicht. Die Kür sind „Spezialitäten“ wie der Fachhandel Modellbahn-Apitz, das Café Heck-Meck, das von der Evangelischen Kirchengemeinde Heckinghausen betrieben wird und ein beliebter Treff für Senioren ist, sowie die Art Fabrik & Hotel an der Bockmühle. Die Heckinghauser Halle, die 50 Jahre nach ihrer Eröffnung umfassend saniert wurde und Heimat des Barmer TV ist, sowie die über Wuppertal hinaus bekannte Disco Butan am Gaskessel — das sind nur zwei weitere Heckinghauser Perlen, um die der Stadtteil beneidet wird.

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