Bergischer HC glaubt heute an die Pokal-Überraschung

In der Uni-Halle empfängt der Zweitliga-Spitzenreiter um 19.30 Uhr den Champions League-Teilnehmer HSV Hamburg.

Wuppertal. „Wenn sie uns eine Chance geben, wollen wir versuchen, sie zu nutzen“, sagt Michael Hegemann entschlossen. Der ehemalige Nationalspieler in Reihen des Handball-Zweitligisten Bergischer HC machte am gestrigen Montagmittag einen entspannten Eindruck. Das wird sich wohl heute Abend (19.30 Uhr, Uni-Halle) ändern, wenn der Zweitliga-Spitzenreiter BHC den Champions League-Teilnehmer HSV Hamburg im DHB-Pokal erwartet.

Die Hoffnung auf eine Pokalüberraschung lebt. Nicht zuletzt, weil der BHC zuletzt in der zweiten Liga sechs Siege in Folge einfuhr. „Wir haben uns Selbstvertrauen erarbeitet“, sagt Hegemann. Die Spielkonzepte hat die Mannschaft inzwischen genauso verinnerlicht wie Vertrauen in eine bärenstarke Abwehrarbeit, die zuletzt die halbe Miete gegen die Zweitliga-Konkurrenten war.

Doch jetzt kommt ein anderes Kaliber auf den BHC zu. Denn der deutsche Meister von 2011 gehört nach wie vor zu den ganz großen Tieren im Handball. Nicht nur in der ersten Liga, sondern auch international. „Eine der fünf besten Mannschaften in Europa“, sagt BHC-Rechtsaußen Arnor Gunnarsson.

Normalerweise braucht sich der BHC gegen das hanseatische Starensemble nicht viel auszurechnen. Doch der HSV ist derzeit von einer riesigen Verletzungsmisere gebeutelt. Und genau das befeuert die Zuversicht des Außenseiters. Torsten Jansen, Johannes Bitter, Marcin Lijewski, Blazenko Lackovic, Oscar Carlen und Pascal Hens — praktisch eine komplette Mannschaft — fiel am Sonntagabend beim siegreichen Champions League-Heimspiel gegen Partizan Belgrad aus. Lediglich Hens (Muskelfaserriss in der Fußsohle) könnte gegen den BHC fitgespritzt wieder einsatzfähig sein. Natürlich ist der HSV gemessen an seiner individuellen Klasse nach wie vor besser als der BHC. „Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Aber wir wollen dahin kommen, dass ab der 45. Minute vielleicht die Breite des Kaders den Ausschlag gibt“, sagt BHC-Trainer Sebastian Hinze, der inzwischen vier verschiedene Spiele der Hanseaten auf Video studiert hat. Er kann aus dem Vollen schöpfen, hat 14 gesunde Profis und jede Position doppelt besetzt.

HSV-Trainer Martin Schwalb

Beim HSV ist die Lage bei weitem nicht so komfortabel. Vor allem die Reihe der Rückraumspieler ist aktuell ausgedünnt. In der Champions League gelang es bislang, die Ausfälle dank starker Leistungen von „Mimi“ Kraus und Domagoj Duvnjak zu kompensieren. Da entspricht der HSV mit 7:1-Punkten voll den Erwartungen. Doch in der Bundesliga gab es zuletzt einen Aussetzer, der der Mannschaft von Trainer Martin Schwalb von der heimischen Presse ziemlich um die Ohren gehauen wurde. „Blamage bei der Studententruppe“, titelte der Boulevard über das 28:28 bei Abstiegskandidat Neuhausen, wo Physio-Azubi Marcel Schiller dem HSV in letzter Sekunde noch einen Punkt abknöpfte.

Gestern war beim HSV nur ein regeneratives Fitnessprogramm angesagt. Heute morgen startete die Mannschaft per Bus gen Wuppertal. „Uns steht gegen den BHC der nächste Kraftakt bevor“, sagt Trainer Martin Schwalb.

„Solche Spiele wie gegen Neuhausen passieren den Hamburgern nur einmal alle acht Wochen. Die werden sich gewissenhaft auf uns vorbereiten und uns auf keinen Fall unterschätzen“, sagt Hinze. Nimmt man den HSV-Auftritt gegen Belgrad zum Maßstab, so wird es der BHC mit einer knallharten 5:1-Deckung zu tun bekommen, bei dem 2,03-Meter-Kreisläufer Igor Vori ganz vorn agiert. „Hamburg spielt das nahezu perfekt. Wir müssen im Angriff sehr effektiv spielen, damit wir nicht in deren Konter laufen“, sagt Hinze und fordert eine niedrige Fehlerquote.

Bester Schütze beim HSV ist Rechtsaußen Hans Lindberg. Der flinke Däne trifft in der Bundesliga und Champions League derzeit fast zehnmal pro Partie und machte dem BHC schon in der vergangenen Saison bei Hamburgs 29:25-Erfolg in der Uni-Halle einen Strich durch die Rechnung. Heute Abend heißt es aber: neues Spiel, neues Glück.

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