Preuss genießt die „Rückkehr“

Kreisläufer-Talent des BHC kommt nach seiner schweren Verletzung immer besser in Tritt.

Preuss genießt die „Rückkehr“
Foto: Otto Krschak

Wuppertal. Als Moritz Preuss am Samstag in der Klingenhalle kurz vor Schluss gegen Minden mit seinem 32:29 für die Vorentscheidung sorgte, da schrie der junge Kreisläufer der Bergischen HC seine Freude nur so heraus. Es war eine dieser Situationen, die im Training immer wieder geübt werden: dynamische Deckung, Balleroberung, schneller Gegenstoß.

Doch von Normalität kann man bei dem 19-Jährigen nach seinem zweiten Bundesliga-Spiel noch lange nicht sprechen, selbst wenn der Erfolg über den vermeintlichen Mitkonkurrenten im Abstiegskampf natürlich nicht so überraschend kam wie der bei seiner Premiere zwei Wochen zuvor. Gegen Spitzenreiter Rhein-Neckar Löwen hatte Preuss mit einem Hattrick zwischen der 47. und 51. Minute zum Erfolg beigetragen. Gegen Minden waren seine drei Treffer über die gesamte Spielzeit verteilt, hatte er auch in der Abwehr mehr Einsatzzeit.

„Klar freue ich mich auf jedes Spiel und bin stolz, wenn ich der Mannschaft helfen kann“, sagt er vor der Auswärtsaufgabe am Samstag beim Tabellendritten Göppingen (20.15 Uhr). Das sind Glücksgefühle pur.

Das sah ausgerechnet an seinem 19. Geburtstag am 22. Februar noch ganz anders aus. Im Trikot seines alten Vereins Bayer Dormagen zog er sich mit dem Treffer zum 3:1 gegen Eintracht Hagen einen Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie zu. Ein sechsmonatiger Ausfall wurde ihm vorhergesagt, zuvor hatte ihn bereits eine schwere Fußverletzung für vier Monate außer Gefecht gesetzt. Trotz der neuerlichen Hiobsbotschaft glaubte Moritz Preuss fest an seine Karriere als Handball-Profi, und die Verantwortlichen des Bergischen HC glaubten an sein enormes Potenzial — Mitte März wurde seine Verpflichtung mit einem Vertrag bis 2016 vermeldet. Bei Mannschaftsarzt Diederich von der Heyde im Wuppertaler Helios-Klinikum operiert, kämpfte sich der gebürtige Dachauer stetig heran.

„Ich habe über das Training und die Testspiele ein gutes Gefühl bekommen“, erklärt Preuss, warum er heute keinen Knieschoner als psychologische Stütze benötigt.

Ein Sonderlob von Sebastian Hinze gab es nach der Sternstunde gegen die Rhein-Neckar Löwen nicht — wohl auch ein Zeichen dafür, dass der Trainer der Bergischen Löwen von seinem jüngsten Neuzugang absolut überzeugt ist, ihn aber mit Zurückhaltung auch schützt. „Für Moritz ist das Wichtigste, dass er nach seiner schweren Verletzung wieder Spitzenhandball spielen kann“, sagt Hinze. Generell spricht er von Preuss als einem „anderen Kreisläufer-Typen“. „Ja, ich komme über die explosive Schnellkraft“, bestätigt Moritz Preuss den Unterschied zum wuchtigen Benjamin Meschke und zum derzeit verletzten Maximilian Weiß.

In der Solinger Südstadt ist Moritz Preuss inzwischen heimisch geworden. „Meine erste eigene Wohnung, derzeit übe ich mich vor allem in der Küche. Manchmal gehe ich mit dem Kochbuch in der Hand einkaufen“, sagt er. Abends dürfen dann ab und zu auch Mitspieler wie Jan Artmann die Ergebnisse kosten.

Beruflich will sich der Junggeselle Preuss nach dem Fachabitur erst einmal dem Profi-Handball widmen. Und ist glücklich, nach der langen Leidenszeit dort wieder angekommen zu sein. Mit 23 Jugend-Länderspielen auf dem Buckel will er sich auch bei kommenden Junioren-Lehrgängen unter der Regie von Nationaltrainer Markus Baur empfehlen.

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