Titans: Dauerkarten sind das letzte Fünkchen Hoffnung

Bis Mittwoch hatten die Titans erst 271 von 1000 benötigten Dauerkarten verkauft. In zwei Tagen droht das Ende von 20 Jahren Bundesliga-Volleyball in Wuppertal.

Wuppertal. Wenn kein Wunder mehr geschieht, wird die 20 Jahre alte Volleyball-Bundesligatradition in Wuppertal am Wochenende zu Ende gehen. Mit 271 gab Lars Dinglinger, Manager und Mädchen für alles bei den A!B!C Titans Bergisch Land, am Mittwoch den Stand der verkauften Dauerkarten für die kommende Saison an. 1000 hatte Manager und Hauptgeldgeber Thorsten Westhoff als Marke angegeben, um doch wieder ein Zweitliga-Team zu stellen. Am Samstagabend, beim letzten Saisonspiel des bereits feststehenden Zweitligameisters in der Bayer-Halle, soll abgerechnet, die Entscheidung verkündet werden.

„In drei Tagen 70 000 Euro, das ist eine Menge Holz, zumal wir ja vorher schon alle möglichen Stellen abgeklappert haben“, sagt Dinglinger. Seit 1998 spielt er in Wuppertal Volleyball — damals für den SV Bayer, bei dem in seiner ersten Saison noch der legendäre Hee Wan Lee Trainer war. Nach zwei Meisterschaften des SV Bayer reichte es da immerhin noch zur Vizemeisterschaft hinter dem langjährigen Hauptrivalen Friedrichshafen.

„Man kann sich vorstellen, dass Volleyball in Wuppertal für mich eine Herzensangelegenheit ist“, sagt Dinglinger. Mittlerweile sei er aber müde geworden. „Wenn man nur 271 Karten verkauft bekommt, dann muss man das auch zur Kenntnis nehmen. Wir haben viel versucht, die Halle voller zu bekommen, haben Schulen und Vereine angeschrieben, Firmen angesprochen. Die Dauerkartenaktion sei ein letzter Versuch. Nachdem in der ersten Woche 250 Tickets à 100 Euro weggegangen waren, habe sich seitdem kaum mehr etwas getan. Auch ein „Werbeauftritt“ Dinglingers im Stadion vor dem jüngsten WSV-Heimspiel verpuffte.

Die Diskussion, ob man mehr hätte tun können, wie Trainer Grozer meinte, findet Dinglinger ungerecht: „Klar, kann man immer mehr machen, aber wir haben uns nach besten Kräften gekümmert, vielleicht professioneller als mancher Erstligist.

Sportliche Erstligareife hatten die Titans allerdings in ihren zwei Erstliga-Jahren vermissen lassen. „Es ist schwer, wenn man nie gewinnt“, sieht Hans Baum, Volleyballkenner und 2. Vorsitzender des SV Bayer Wuppertal, in der Situation nach 2008, nach dem Rückzug von Bayer als Sponsor, einen Hauptgrund für das geringe Zuschauerinteresse. Ganz abgesehen davon, dass es Volleyball in Deutschland in großen Städten ohnehin sehr schwer habe.

Nur neun Spiele hatten die Titans in zwei Jahren 1. Liga gewonnen. Das Konzept, trotz geringen Etats in der 1. Liga konkurrenzfähig zu sein, sei schlicht nicht aufgegangen. „Da ist die Entscheidung von Thorsten Westhoff nachzuvollziehen, schließlich gibt er ja das meiste Geld“, so Baum.

Sollte auch die letzte Rettungsaktion bis Samstag keinen Erfolg haben, würde auch der SV Bayer die Zweitliga-Lizenz, die er an die Titans abgetreten hatte, nicht wahrnehmen. Baum: „Wir haben uns entschieden das nicht zu machen. Wenn, dann müsste man einer neuen Mannschaft die Gelegenheit geben, sich sportlich zu qualifizieren. Mit dem jetzigen Regionalliga-Team habe das wenig Sinn. „Das sind Schüler, Studenten und Berufstätige, das ist allein vom zeitlichen Aufwand gar nicht zu machen.“

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