Jetzt gibt es keine Ausreden mehr

Runges Rücktritt aus Trotz und nachvollziehbaren Gründen.

Seinen Rückzug hatte WSV-Präsident Friedhelm Runge schon häufiger angekündigt, doch diesmal scheint es endgültig zu sein. Die Reizfigur des ranghöchsten Wuppertaler Fußballvereins lässt „ihr Baby“ trotzig und zornig zurück.

Verärgert über die dauerhaften Anfeindungen und nach dem Motto: Dann zeigt mal, ob ihr es besser könnt. Es ist ein tragischer Abgang, denn sein Name wird mit diesem negativen Ende verbunden sein, obwohl er über zwei Jahrzehnte viele Millionen in den Verein gesteckt hat. Dieser finanzielle Einsatz und das Herzblut, das Runge investiert hat, zeichnen ihn ohne Frage aus.

Menschlich ist sein Rückzug nachvollziehbar. Die Beschimpfungen, denen er sich im scheinbar rechtsfreien Raum des Internets gegenüber sah, waren oft weit unter der Gürtellinie und mischten sich mit berechtigter Kritik an der Amtsführung, für die sich in 20 Jahren viele Ansatzpunkte fanden.

„Es geht nicht ohne, und es geht nicht mit Runge“, ist ein geflügeltes Wort unter Menschen, die sich zwar für den WSV interessieren, von denen aber immer weniger ins Stadion gehen. Von der Gruppe, die in den Internetforen so massiv gegen Runge Front machte, ist kein Konzept und kein Geld zu erwarten, um bestehende Strukturen zu erhalten. Schön, dass es Fans gibt, die sagen, wir halten dem WSV auch in der Kreisliga die Treue. Doch so viel Idealismus haben die wenigsten Wuppertaler.

Der WSV als Identitäts- und Werbefaktor zieht — alles andere wäre ein Fußballwunder — nur, wenn es wenigstens die Aussicht auf Profifußball gibt. Wenn sich der Pulverdampf verzieht, gilt es deshalb kühlen Kopf zu bewahren. Dazu gehört die Klärung der „Altlasten“, aber auch, dass sich jetzt die melden müssen, die stets betont haben: „nicht mit Runge“ — wobei die Fans natürlich eingeschlossen sind. 5000 Fans im Heimspiel gegen den 1. FC Köln II am 26. Januar wären schon einmal ein Anfang.

Jetzt gibt es keine Ausreden mehr. Der Verwaltungsrat muss erste Grabenkämpfe beenden, sonst schwinden alle Chancen auf die Rettung des Vereins. Es wäre schon viel erreicht, wenn die Regionalliga gehalten und die Jugendarbeit fortgesetzt werden könnte. Dazu gehört eine positive Grundstimmung gegenüber dem Verein, die seit Jahren gefehlt hat.

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