Wuppertals Top-Boxerinnen: Die Enttäuschung sitzt tief

Nach der verpassten Teilnahme bei Olympia 2012 haben Olivia Luczak und Pinar Yilmaz keine Kämpfe mehr bestritten.

Wuppertal. Im März endeten die Olympia-Hoffnungen der beiden boxenden Wuppertaler Vorzeige-Sportlerinnen Olivia Luczak (30) und Pinar Yilmaz (24). Der Stachel der Punktniederlagen sitzt bei beiden so tief, dass sie seitdem keine Wettkämpfe mehr bestritten haben.

Olivia Luczak, die Diplom-Ingenieurin, die für Polen starten wollte, dort dreimal den Titel holte und sechsmal in Folge deutsche Meisterin und 2007 Vize-Europameisterin im Halbwelter- und Weltergewicht geworden war, hatte sich einer strengen Diät unterzogen. Sie hungerte drei überschüssige Kilos ab, um in der 60-Kilogramm-Klasse des erstmals für Frauen zugelassenen olympischen Boxturniers starten zu können.

Ein beim Halbfinalkampf der polnischen Meisterschaften gegen Kinga Siwa erlittener Nasenbeinbruch und die dadurch bedingte 13:18-Niederlage machten dieses sportliche Lebensziel zunichte und versetzte ihrer Motivation einen (wohl vorübergehenden) Knockout.

„Das hat mir einen ziemlichen Knacks gegeben“, gibt die Deutsch-Polin ehrlich zu. Zwar trainiert die wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Wuppertal nach wie vor, arbeitet bei ihrem Club, der BSU Wuppertal, auch weiter mit ihrer zwölfköpfigen Frauengruppe, doch der Gong ist seitdem nicht mehr für sie ertönt. Sportliche Pläne? „Im November finden in Plön in Schleswig-Holstein die deutschen Meisterschaften statt“, sagt Olivia, die nach ihrer zwischenzeitlichen Heirat jetzt Spiker heißt und an ihrer Promotion arbeitet.

Da sie nun auch eine Vollzeitstelle an der Uni bekleidet, selbst auch Übungen mit den Studenten durchführt und Vorlesungen in Sachen Sicherheitstechnik hält, kann sie nicht mehr so viel Zeit wie früher in ihren Sport investieren. Unliebsame Folge des Nasenbeinbruchs neben dem Olympia-Aus: „Ich bekomme schlecht Luft und werde die Verletzung operativ beheben lassen.“

Aber auch bei Pinar Yilmaz hat die letzte Niederlage im Ausscheidungskampf um die Olympiateilnahme psychische Wunden hinterlassen. Es war am 8. März in der Sportschule Hennef, als die Deutsch-Türkin vom ASV Wuppertal gegen die robuste, aus dem Kosovo stammende Azize Nimani (Berlin), nach vier Runden denkbar knapp nach Punkten verlor, nachdem ihr im Vorfeld auch mit diversen Hürden das Leben schwergemacht worden war. Die in Köln studierende und trainierende Vollbluttechnikerin ist seitdem ebenfalls nicht mehr in den Ring zurückgekehrt und hält zu ihrem Stammverein und Abteilungsleiter André Vogel nur noch telefonischen Kontakt.

Auch für die Fliegengewichtlerin, die für Olympia 2016 in Rio durchaus noch mal einen Anlauf nehmen könnte, stehen die deutschen Meisterschaften an. Doch ob sie dann in den Ring steigen wird, ist derzeit eher fraglich. „Der Durchhänger nach der Niederlage in Hennef dauert offenbar doch länger als von uns erwartet“, meint Vogel über die neben den Jazz und Modern-Tänzerinnen erfolgreichste ASV-Sportlerin der vergangenen Jahrzehnte.

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