Ein Wuppertaler erobert Hollywood mit der Currywurst

Vor 25 Jahren zog es Kai Löbach von Wuppertal in die USA. Als Caterer kocht er dort für die Stars. Jetzt serviert er den Amerikanern eine deutsche Spezialität.

Wuppertal/Los Angeles. Eine Sache hat Kai Löbach in Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, dann doch gefehlt: „Alles gibt es hier, nur keine Currywurst“, sagte sich Löbach — und entschloss sich kurzerhand dazu, diese Lücke zu schließen.

Seit September 2011 betreibt der gebürtige Wuppertaler in Los Angeles — genauer gesagt, in Hollywood — eine Currywurstbude. Mit den Imbissbuden in Deutschland hat Löbachs Laden aber schon rein optisch wenig gemein. Weiße Plastikstühle, Kunstblumen und holzvertäfelte Wände sucht man bei Löbach vergeblich. Sein Laden ist vielmehr eine Mischung aus Restaurant und Bistro — „total stylish“, wie der 47-Jährige sagt. Feuerrote, dunkelgraue und weiße Farben dominieren die Räume. Die Möbel sind aus feinem Walnussholz. „Das einzig Deutsche sind die drei Gartenzwerge auf der Toliette“, sagt Löbach und lacht.

Mit der Eröffnung seines Ladens hat Löbach in Amerika kulinarisches Neuland betreten. „Die meisten Amerikaner können sich unter dem Namen Currywurst nichts vorstellen. Bei Curry denken sie an ein indisches Gericht“, erzählt er. Mittlerweile aber seien viele auf den Geschmack gekommen.

Der Name jedenfalls sitzt schon, nur an der Aussprache muss noch etwas gefeilt werden muss. „Statt Currywurst sagt man hier Curryworscht. Der Name bleibt, aber der Slang ändert sich“, sagt Löbach. Für „Pommes Schranke“ mangelt es allerdings noch an der entsprechenden Übersetzung.

Dass in Hollywood alles ein bisschen glamouröser, größer und bunter ist, zeigt sich auch an der Auswahl an Gerichten, die man in Löbachs Imbiss bestellen kann. Fünf verschiedene Wurstsorten hat der 47-Jährige im Angebot, von der ungarischen Hühnerwurst über die Bockwurst bis hin zu veganen Würsten. Die Currysoße kann man in verschiedenen Schärfegraden wählen. „Das reicht von Medium bis zu der für ganz Mutige“, sagt Löbach. Die Wurst bekommt er von einem deutschen Metzger geliefert, die Soße macht Löbach selbst.

Denn was das Kochen angeht, ist der 47-Jährige ein echter Experte. Seit zwanzig Jahren arbeitet er als Gourmetkoch in den USA und betreibt sein eigenes Catering-Unternehmen. Kevin Costner, Thomas Gottschalk, Nicole Kidman und Tom Cruise — das sind nur einige Stars, die Löbach schon bekocht hat.

Auch Wim Wenders gehört dazu. „Ich kenne ihn schon seit Jahren“, sagt Löbach. Für die Wenders-Party nach der Oscar-Verleihung hat Löbach das Essen zubereitet. Prominente haben bei Löbach übrigens auch schon die Currywurst getestet. Dustin Hoffman war vor ein paar Wochen da, Nastassja Kinski hat ihren Besuch fest angekündigt.

25 Jahre ist es her, dass Löbach nach Amerika ausgewandert ist. In Wuppertal wuchs der 47-Jährige auf — natürlich mit der Currywurst. Mehrmals in der Woche landete die deutsche Spezialität auf seinem Teller. In Wuppertal entdeckte Löbach aber auch seine Begeisterung für die kulinarischen Künste. Im früheren Golfhotel Juliana absolvierte er eine Ausbildung zum Koch. Irgendwann verschlug es ihn für zwei Wochen nach Amerika. Der Urlaub dort läutete einen Wendepunkt in Löbachs Leben ein. „Ich bin mit offenem Mund nach Deutschland zurückgekehrt“, sagt er.

Innerhalb von drei Monaten brach er alle Zelte in Wuppertal ab. Dann ging es nach Amerika — allein die Küchenmesser im Gepäck. „Der Anfang dort war superschwer, auch weil ich kaum Englisch sprechen konnte“, erzählt er. Nach und nach aber gelang es ihm, Fuß zu fassen. Er gründete seine eigene Catering-Firma — mit Erfolg.

Schon lange ist Amerika seine Heimat geworden — die englische Sprache ist ihm mittlerweile vertrauter als die deutsche. „Das Englische fließt mir einfach leichter über die Lippen“, sagt Löbach. Eine Ausnahme gibt es allerdings: „Wenn ich abends die Kasse mache und leise vor mich hinzähle, dann immer in Deutsch“, sagt Löbach und lächelt.

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