Gold für 60 Herbstwanderer

Oktobersonne, malerische Hangwege und Einblicke in den Steffenshammer gab es am Donnerstag bei der 2. Wanderung mit dem SGV.

Wuppertal. Nein — man muss nicht erst nach Neuengland reisen, um sich im Oktober malerische Herbstwälder anzusehen. Ein Ausflug zum Steffenshammer mit einer Wanderung ins Gelpetal reicht vollkommen, um den „Sommer der Indianer“ in Ruhe auf sich wirken zu lassen. Bei bestem Herbstwetter geht es am Donnerstagmorgen mit dem Sauerländischen Gebirgsverein zum letzten funktionsfähigen Schmiedekotten des Gelpetals. Und gleich 60 Wanderer folgen der gemeinsamen Einladung des SGV und der WZ.

Zunächst einmal ist der Steffenshammer in Remscheid allerdings so weit entfernt wie ein Herbstwald in Neuengland — zumindest für die Mitwanderer, die mit dem Bus anreisen wollen: Die Linie 615 um 10.05 Uhr am Hauptbahnhof fällt kurzerhand aus, so dass die Wanderung ins Gelpetal eine gute halbe Stunde später starten muss. Auch ein Zeichen dafür, dass der Wuppertaler Busverkehr nach wie vor alles andere als rund läuft.

Die Entschädigung lässt jedoch nicht lange auf sich warten, als es am malerisch gelegenen Steffenshammer mit Wanderführer Karl Heinz Wiegand in den Wald geht: Geschwungene Hangwege führen in die kleine Ortschaft Grund, und von dort aus geht es über Stock und Stein zum Heusiepen. Der Hubschrauber für die Waldkalkung dreht unterdessen in der Ferne am stahlblauen Himmel seine Runden — im Saalscheid ungeduldig vor sich hin brummend und heute für die Wanderer wie bestellt.

Das Kürzel A 3 steht an diesem Tag ausnahmsweise mal nicht für eine rappelvolle Autobahn, sondern für einen bergischen Erlebnisweg, der seinen Namen zu Recht trägt. Das wird spätestens dann klar, als es an Bachläufen vorbei ins Zillertal geht, immer mal wieder mit einer kleinen Pause, um sich mit Butterbroten zu stärken und den Fernblick in den Herbst zu genießen.

Heiß her geht es dann beim Finale: Am Steffenshammer begrüßt Dieter Orth vom Förderverein des Museums die Wandergruppe. Und er erinnert ebenso versiert wie lebensnah an Zeiten, in denen die Nutzung der Wasserkraft im Gelpetal und am Saalbach selbstverständlich war.

Um bei mehr als 1000 Grad Hitze überhaupt schmieden zu können, musste einst möglichst viel und möglichst schnell Luft ins Feuer geblasen werden — per Blasebalg, der per Wasserrad betrieben wurde. Ebenso wie die berühmten Schmiedehämmer.

Einst gab es in dieser Gegend 25 Hämmer und Schleifkotten, mit angegliederten Werkstätten, in denen 6000 Werkzeuge pro Tag produziert werden konnten. So wurden die bergischen Bachtäler mit ihren Wasserrädern zur Wiege der Werkzeugindustrie.

Doch von Nostalgie kann auch rückblickend keine Rede sein: „Den Begriff der guten alten Zeit muss man hier in Frage stellen“, erklärt Orth seinen 60 Zuhörern: Feuchtigkeit, Knochenarbeit und dazu noch der unglaubliche Lärm eines Schmiedehammers — hier hat wirklich jedes Werkzeug seinen Preis. Sichtlich beeindruckt zerstreut sich die Wandergruppe in alle Himmelrichtungen. Aber nur bis Sonntag. Dann führt die nächste Herbstwanderung zur Bergischen Sonne.

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