Harter Uni-Test: Nur die Alleskönner dürfen Sport studieren

Von Turnen über Basketball bis Seilspringen: Wer an der Uni Sport studieren will, muss vielseitig sein. Ein Besuch beim Test mit 210 Bewerbern.

Wuppertal. Nervöses Warten, Zittern und dann voller Körpereinsatz. „Wir sind davon überzeugt, dass motorische Fähigkeiten die Basis für ein gelungenes Sportstudium sind.“ Dieser Satz von Torsten Kleine, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bergischen Universität Wuppertal (BUW) und Studiendekan des Fachbereichs G (Sportwissenschaft), klingt auf den ersten Blick wie eine Binsenweisheit. Doch für 210 Studenten bedeutet er in der Uni-Halle einen Tag voller Schweiß und Nervosität. Sie wollen den Eignungstest fürs Sportstudium schaffen.

Die 210 Kandidaten waren unter insgesamt 350 Bewerbern überhaupt erst ausgewählt worden, in diesem Jahr zum Eignungstest antreten zu dürfen. Das Ziel: mindestens sieben der acht Prüfungen unter den Augen der Profis bestehen und damit Studenten der Sportwissenschaften an der BUW zu werden. Ob das klappt, überwacht Torsten Kleine. In der Hand einen dicken Stapel Unterlagen, beobachtet er mit Argusaugen zehn Basketball-Spieler beim Fünf gegen Fünf.

Die Anzahl der Bewerber sei in den letzten Jahren nur minimal gestiegen. Der Sport-Eignungstest dagegen sei immer wieder angepasst und damit kontinuierlich verschärft worden. Kleine: „Insgesamt sind die Prüfungen schwieriger und umfangreicher geworden. Ersatznachweise wie Sportabzeichen werden nicht mehr anerkannt.“

Acht Prüfungen mit den Schwerpunkten Schwimmen, Turnen, Gymnastik, Leichtathletik, Ballsport und Rhythmusübungen — unter anderem Seilspringen — warteten auf die aufgeregten Teilnehmer. Besonders hart ist die Auswahl in den an sich populären Ballsportarten — dort kann schon ein einziges Defizit in den vier möglichen Disziplinen das Aus bedeuten.

In den anderen Kategorien ist das nicht ganz so hart: „Ein Defizit ist grundsätzlich erlaubt. Alle Prüfungen sind solide und vom Niveau her vergleichbar“, sagt Kleine und versichert: „Ein durchschnittlich begabter Sportler kann den Test schaffen.“ Er betont: „Erfahrungen und vielfältige motorische Fähigkeiten sind die Basis.“ Dem Mehrkampf der Anforderungen und Disziplinen haben sich zum Teil Abiturienten aus Köln und Bochum gestellt. Aus gutem Grund: Die Eignungstests sind vergleichbar und werden von mehreren Unis anerkannt. Nur eines zählt: Bestehen.

„Die Vorbereitung ist alles“, kennt auch Abiturientin Anna Löbermann (19) das Geheimrezept für den sportlichen Erfolg. Bereits sechs Monate vorher hatte die Handballerin, die auch Jazzdance betreibt, für den Test trainiert. „Sport ist ein schöner Ausgleich zu theoretischen Fächern. Außerdem macht er eine Menge Spaß — und das möchte ich auch anderen vermitteln“, sagt sie.

Unterdessen wird am anderen Ende der Halle mit bunten Seilen geübt. „Komischerweise fallen den Teilnehmern rhythmische Übungen am schwersten“, sagt Torsten Kleine, der schon eine neue Gruppe auf Spielfähigkeit und Bewegungsabläufe prüft. Dazu gehört Cindy Zuber (19): „Ich habe immer geturnt. Deswegen habe ich ein eher schlechtes Gefühl“, verrät sie nach ihrer Handballprüfung. Schon ein Kopfschütteln des Prüfers könnte das Aus bedeuten. Und dann? „Werde ich Kunst und Spanisch studieren“, lächelt sie. „Man sollte immer nach vorn schauen.“

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