Letztes Bier und letzte Kippe: Das Underground schließt

Die Musikkneipe war der Szenetreff für Freunde des Heavy Metal. Früher war das Ladenlokal das Herzstück der Jazzszene im Tal.

Wuppertal. Die Adresse galt als Synonym für gepflegten Heavy Metal. 13 Jahre lang traf sich im von Dirk Rudowsky im Jahr 2000 eröffneten „Underground“ die Bergische Szene, um ihre Lieblingsmusik zu hören. Das ist jetzt bald vorbei. Melanie Hachel, seit sechs Jahren Betreiberin des Lokals in der Elberfelder Südstadt, macht Schluss. „Mit einer Abschiedsparty sagen wir ‚tschüss’“, kündigt die gebürtige Wuppertalerin die finale Veranstaltung am Samstag, 9. Februar, an.

„Die Kneipe liegt mitten im Wohngebiet“, erklärt die 33-Jährige. Weil das Nichtraucherschutzgesetz Gäste zum Rauchen vor die Tür schickt, wirkt sich das auf die ansonsten überaus stille Geräuschkulisse aus. „Für die Anwohner wurden die lauten Unterhaltungen fröhlicher Raucher zur permanenten Lärmbelästigung. Das können und wollen wir unseren Nachbarn nicht zumuten.“

Deshalb habe man sich schweren Herzens dazu entschieden, die Kellerkneipe zu schließen. Leute, die sich im „Underground“ trafen, waren eine verschworene Gemeinschaft. „Wir kennen jeden Gast mit Vornamen.“ Gab es im Bergischen ein Metal-Konzert, pilgerten die Fans anschließend zur inoffiziellen After-Show-Party in Richtung Adersstraße.

Und auch die Dart-Spieler müssen sich nun einen neuen Platz suchen. Die Pfeilewerfer mit dem schönen Namen „Kellerkinder“ trainierten bislang einmal wöchentlich in der Kneipe.

Mit dem „Underground“ macht aber nicht irgendeine Kneipe zu. Ernst Dieter Fränzel, ohne den sich die Jazzgeschichte Wuppertals nur schwer erzählen lässt, hat auch hier markante Spuren hinterlassen. Nachdem er 1957 in Barmen am Oberdörnen den ersten Jazzclub namens „Jazzkatakombe“ gegründet hatte, folgte in der Elberfelder Südstadt bald ein weiterer Meilenstein für Fans dieses Musikstils.

Prosaisch gesprochen stand im „Jazzclub Adersstraße“ die Wiege des Free Jazz, die Größen wie Peter Kowald und Peter Brötzmann hervorbrachte. Unter den Zuhörern befanden sich damals Leute wie Jorgo Schäfer, heute in der Szene bekannt als Grafiker und Maler. Ende der Sechziger-Jahre probte Eugen Egner, damals noch junger Musiker, heute auch Autor und Cartoonist, mit seiner damaligen Band hier.

1979 folgte ein Auftritt mit der spaßig begabten Formation „Armutszeugnis“. „Ich weiß noch, dass die Räumlichkeiten abenteuerlich waren, ein enges, verwinkeltes Gewirr von Stiegen und Gängen, nichts für Menschen mit Klaustrophobie“, erinnert er sich.

Die bewegte Geschichte mit wechselnden Gastronomie-Konzepten — von Bistro, sprichwörtlicher Eckkneipe über ein angeblich illegales Bordell gab es unterschiedliche Episoden — endet nun vorerst.

Mit der Abschiedsparty am 9. Februar fällt sprichwörtlich der letzte Vorhang für das Underground. Melanie Hachel sucht zurzeit nach einer neuen Location, in der sich dann das bewährte „Underground“-Konzept fortführen ließe. „Da ist aber noch nichts spruchreif.“

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