"Rabenstadt": Literarisches Protokoll eines Albtraums

Neuerscheinung: Stefan Melneczuk legt mit „Rabenstadt“ ein Buch vor, das aufrüttelt.

Wuppertal. Was kann der Mensch dem Menschen antun? Nicht erst seit Fällen wie dem des Joseph Fritzl, der seine Tochter jahrelang in einem Kellerverlies gefangen hielt und mit ihr mehrere Kinder zeugte, wissen wir: Die Phantasie kann sich kaum einen Abgrund ausdenken, dessen Schrecken die Realität nicht übertreffen würde.

In seinem neuen Buch „Rabenstadt“ nimmt Autor und WZ-Redakteur Stefan Melneczuk seine Leser auf einen literarischen Horrortrip mit, der vor allem aus einem Grund aufwühlt: Genauso könnte es passiert sein. Es, das ist die scheinbar ganz normale Fahrt eines Paketboten, die ihn an eine der prächtigen Villen des Briller Viertels führt. Doch leider lauert hinter deren Tür das Grauen — das jenen Boten von hinten überfällt und beinahe nicht mehr aus den Fängen lässt. Das könnte die Story eines x-beliebigen Horror- oder Fantasy-Schockers sein. Doch dank Melneczuks Erzählkunst wird daraus ein ebenso nüchtern-eiskalt wie packend geschilderter Einblick in die Seele eines Mannes mit dunkler Vergangenheit, der nur zur falschen Zeit am falschen Ort ist.

"Rabenstadt“ ist ein faszinierender Grenzgänger zwischen Thriller und Horror-Roman, zwischen Psychostudie und Reportage. Nichts für den gemütlichen Schmökerabend bei Kerzenschein — aber vielleicht gerade deshalb zu 100 Prozent empfehlenswert.

Stefan Melneczuk: „Rabenstadt“. Roman mit drei Kurzgeschichten. Blitz Verlag, 280 Seiten, ISBN 978-3898403139, 15,95 Euro.

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