Ruhestand: Vollblutjournalist Michael Kroemer verlässt die Uni

Michael Kroemer — ein Mann der ersten Stunde auf dem Grifflenberg geht.

Wuppertal. Chefreporter einer Boulevardzeitung wollte er werden, später träumte Michael Kroemer davon, die Wuppertaler als ehrenamtlicher Oberbürgermeister zu repräsentieren. Für den Vollblutjournalisten sind diese Träume zwar Träume geblieben, aber dafür stehen andere Stationen und Begegnungen in seinem Lebenslauf, um die ihn so mancher Berufskollege beneiden dürfte. So lernte er als Mitglied des Rates der Stadt von 1982 bis 1984 die aktive Seite der Politik kennen, führte von 1989 bis 2003 den Deutschen Journalisten-Verband (DJV) in NRW an und ist seit 2000 Mitglied des Verwaltungsrates des Westdeutschen Rundfunks.

Am Ende des Monats endet seine Journalistenlaufbahn offiziell, denn dann wird der 62-Jährige gebürtige Wuppertaler seinen Schreibtisch als Pressereferent der Bergischen Universität räumen. Mit Kroemer geht einer der letzten Männer der ersten Stunde, denn seit 1977 ist er auf dem Grifflenberg im Einsatz. Gründungsrektor Professor Rainer Grünter hatte ihn ausgewählt, obwohl er im Gegensatz zu den meisten der Mitbewerber keine akademischen Weihen vorweisen konnte.

Doch der 27-jährige Lokaljournalist war als Hochschulberichterstatter der Westdeutschen Zeitung schon seit 1972 bestens mit den Themen der schwierigen Gründungsphase der Uni vertraut. „Professor Grünter wollte mich haben, doch ich habe lange gezögert, denn wohin ich eigentlich wollte, das war der Boulevard in Hamburg oder Köln“, erinnert sich Michael Kroemer. Schon als kleiner Junge hatte er mit seinem Vater zusammen Radio gehört und danach eigene Nachrichtentexte verfasst.

Mit 19 volontierte er im Staats-Verlag W. Berg KG, das zweite Jahr bei den Lüdenscheider Nachrichten, seiner einzigen Station außerhalb Wuppertals. Die erste Redakteursstelle bei der WZ war prägend für seine weitere Laufbahn. „Weil der General-Anzeiger damals als Mittagszeitung erschien, fand die Redaktionskonferenz bereits morgens um 6.15 Uhr statt. Für einen jungen Kerl wie mich war das eine Katastrophe“.

Heute kann Kroemer über einen Patzer lachen, der ihm als Jungredakteur passierte und mit dem er damals halb Wuppertal in Aufregung versetzte. „Ich habe ein Bundesligaspiel des WSV versehentlich für den Freitagabend angekündigt. Wir mussten Lautsprecherwagen einsetzen, dennoch kamen tausende Zuschauer umsonst zum Zoo. Für die gab es dann zum Trost Wicküler Pils.“

1985 bot sich ihm die Möglichkeit, als Nachrücker ein zweites Mal für die SPD in den Stadtrat einzuziehen. „Kurz zuvor hatte ich die Zusage gegeben, den Platz von DJV und IG Medien im WDR-Rundfunkrat zu übernehmen. Das hätte ich als Ratsmitglied nicht gedurft.“

Ein bekennender Wuppertaler ist der leidenschaftliche Koch und Fan von Borussia Dortmund geblieben, obwohl er sich relativ früh aus der Lokalpolitik verabschiedete und obwohl er seit 20 Jahren in Dortmund lebt, weil dort seine Frau als Journalistin Residenzpflicht hat.

Auf die Bergische Universität sieht er „wegen der doppelten Studentenjahrgänge das wachsende Problem einer drohenden Unterfinanzierung“ zukommen. „Da erwarte ich von der Politik mehr Unterstützung“, sagt Kroemer — noch einmal in der Rolle des Fürsprecher der Universität.

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