Talflimmern: „Man kommt an alle Filme ran — es ist eine Geldfrage“

Mark Tykwer, einer der Veranstalter von Talflimmern, über technische Neuerungen und Handarbeit.

Talflimmern: „Man kommt an alle Filme ran — es ist eine Geldfrage“
Foto: Uwe Schinkel

„Wir haben uns zur festen Größe im Wuppertaler Kultursommer entwickelt“, stellt Mark Tykwer fest. Mit seinem Geschäftspartner Mark Rieder betreibt er übers Jahr eine IT-Agentur, ab Juli veranstalten sie im Hinterhof der Alten Feuerwache an der Gathe das Open-Air-Kinofestival Talflimmern — vom 11. Juli bis zum 29. August läuft es bereits zum 17. Mal.

Herr Tykwer, draußen schüttet es, morgen ist Eröffnung. Drückt der Dauerregen auf Ihre Stimmung?

Mark Tykwer: Nein, ich sehe das ganz entspannt. Der Wetterbericht verspricht einen trockenen Abend. Aber selbst wenn es regnet: Als Wuppertaler halten wir das locker aus. Außerdem ist unser Kino komplett überplant, wenn da mehr als 100 Leute sitzen, wird es auch bei 15 Grad überhaupt nicht kalt.

„Gravity“, „12 Years A Slave“, American Hustle“: Ist es schwierig, an die Filme zu kommen, von denen viele im Februar für den Oscar nominiert waren?

Tykwer: Man kommt an alle Filme ran, es ist nur eine Frage der Mindestgarantiesumme. Wenn wir bei Disney buchen würden — „Ich — einfach unverbesserlich“ zum Beispiel — müssten wir 500 Euro Vorkasse bezahlen und hinterher bestimmt noch mal 500 Euro — selbst wenn überhaupt keine Zuschauer gekommen wären. Für solche Summen braucht man 250 bis 300 Zuschauer, wir haben aber nur 200 Plätze. Deshalb rufen wir bei Disney und Universal kaum noch an. Independent-Verleiher sind da viel entgegenkommender.

Sie sind vermutlich der Letzte in der Stadt, der auf digitale Technik umstellt.

Tykwer: Wir versuchen, das Kino zu zelebrieren. Analog — das sind die echten Bilder, in die man sich hineinfantasieren kann. Beim Digitalen geht immer etwas verloren. Außerdem ist das eine nicht unerhebliche Investition, immerhin wurden 30 Prozent von der Bezirksregierung und aus EU-Töpfen gefördert. Wir brauchten nicht nur einen neuen Projektor, sondern auch eine neue Beschallungsanlage — schwierig bei unserer Schlauchform mit Mauern drumherum. Jetzt haben wir Säulenlautsprecher, die sonst in Kirchen eingesetzt werden.

Gab es in 17 Jahren Talflimmern auch Durchhänger?

Tykwer: Es gab mal zwei, drei Jahre mit Formtief wegen monumentaler Erschöpfung. Danach haben wir einige Strukturen geändert. Aber Talflimmern ist nie ganz fertig, und wir machen immer noch fast alles selber, sonst hätten wir nicht diesen Kontakt zu den Besuchern.

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