Weltraummission in der Uni - Designer bauen Raumschiffe

Studenten des Fachbereichs Design haben Modelle gebaut, die auf Planeten nach Wasser oder Treibstoff suchen. Sie können aber auch Tennisbälle abschießen.

Wuppertal. Mit einem lauten Knall schnellt der Tennisball aus dem Metallrohr, die Zuschaueraugen verfolgen ihn gebannt. Das gelbe Flugobjekt landet mitten in der Zielscheibe, die auf dem Boden aufgemalt ist: Volltreffer. 1000 Punkte für das Team „Project Titanprobe“ — und damit der Gesamtsieg. Was wie ein Tennistraining mit einer Ballmaschine aussieht, ist die Präsentation von Studenten vom Studiengang Industrial Design.

So hält niemand einen Schläger in der Hand und die Ballmaschine ist auch nicht zum Sport gedacht. Die Konstruktion simuliert den Abschuss von Sonden im Weltraum. Denn in diesem Jahr sollten die Drittsemester im Rahmen des sogenannten „Kachelcross“ kleine Raumschiffe bauen, die auf einem fremden Planeten nach Ressourcen suchen.

„Unsere Aufgabe war es, ein Funktionsmodell und ein Designmodell zu entwickeln“, erklärt Philippe Vossel (22) vom Gewinnerteam. Bei dem Funktionsmodell geht es um die technische Umsetzung: Die Ball- beziehungsweise Sonden-Abschuss-Maschine gewinnt keinen Schönheitspreis — sie besteht aus Abflussrohren, zwei Winkelschleifern und Holz —, funktioniert aber bestens.

Das Design-Objekt sieht nur gut aus. „Wir haben uns unter anderem von der Zeche Zollverein für die Form inspirieren lassen“, sagt Alexandra Barth (23). Das fußballgroße Raumschiff ähnelt einer Bohrinsel. Die drei Füße sind für den Start abklappbar, gewährleisten auf dem Planeten dennoch einen festen Stand. Wenn die Studenten von ihren Modellen erzählen, kommt es dem Zuhörer so vor, als sei er mitten in einem Science-Fiction-Film gelandet. „Unsere Pegasos 6 ist für eine Landung auf dem Titan-Mond, das ist der größte Saturnmond, konzipiert“, erklärt Philippe Vossel in seinem Kittel derart fachmännisch, dass man ihm den Weltraum-Forscher problemlos abnimmt.

Die „Star-Tracker“ wie sich das Team um David Markewitsch (24) nennt, macht auf den ersten Blick deutlich, welche Serie sie als Vorbild für ihr Modell genommen haben: Ihre Uniformen sehen den Originalen zum Verwechseln ähnlich. „Ein bisschen Spaß muss ja auch dabei sein“, sagt Verena Stöckl (21).

Seit 2004 nehmen Studenten des dritten Semesters an dem Konzeptwettbewerb teil. Vier Teams mit jeweils vier Mitgliedern waren dieses Mal dabei. Fünf Wochen hatten sie Zeit aus möglichst günstigen Alltagsgegenständen zwei Modelle zu bauen. Einige tüftelten bis zur letzten Minute: „Wir haben die Nacht durchgemacht. Der Ballabschuss wollte nicht so richtig“, sagt Barth. Am Ende lief alles rund. Und was passiert jetzt mit der Maschine? „Vielleicht spielen wir damit mal ne Runde Tennis.“ Dann aber auf der Erde.

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