Wer war eigentlich Mina Knallenfalls?

War sie ein Dienstmädchen? Und wer stand für die Statue in der Elberfeder City Modell?

Wuppertal. Seit 30 Jahren steht sie da: Stattlich und erhobenen Hauptes - selbstbewusst stemmt sie die Arme in die Hüften, jedem Wetter trotzend. Unsere Mina zählt zu den Wahrzeichen der Stadt: Der Statue von Bildhauerin Ulle Hees auf der Poststraße begegnen die Wuppertaler bei Einkäufen, schlendernd oder hetzend, auf dem Weg zum Bahnhof.

Sie gehört mittlerweile fest zum Stadtbild - einigen scheint es ihr kräftiger Hintern angetan zu haben. Das beste Stück der sonst leicht oxidierten Figur ist blitz-blank gerubbelt. Aber wer war Mina Knallenfalls eigentlich wirklich? Bei dieser Frage sind selbst eingefleischte Wuppertaler aufgeschmissen: Ein Dienstmädchen vielleicht? Nun wurde eine für alle sichtbare Aufklärung eingeweiht: Initiiert von "Geschichte Gestalten", gemeinsam mit dem Bergischen Geschichtsverein und der Bezirksvertretung finanziert, wurde an der Figur eine zweite Bodenplatte enthüllt.

Die Romanfigur aus einer Mundartdichtung von Otto Hausmann lebte vor etwa 150 Jahren. So viel ist den meisten bekannt. Auch, dass sie aus armen Verhältnissen kam - der Vater war arbeitslos und Trinker - wird aus der Inschrift der alten Bodenplatte klar. Auf der neuen Platte steht nun geschrieben: "Orleansdöker (einfaches Tuch) leahrt eck maken. Die per Damp (Dampf) gefitschkataut (gewebt). On ok wat geblombde saken (geblühmte Sachen). Woader meck alt aanvertraut." Mina war also eine Weberin. Sie arbeitete in einer der vielen Fabriken, die zur Zeit der Wuppertaler Industrialisierung aus dem Boden gestampft wurden.

"Mina ist ein Symbol. Auch wenn die Figur erfunden ist, steht sie für das Leben aller Frauen, die zu dieser Zeit in den Fabriken schufteten", weiß Historikerin Elke Brychta. Otto Hausmann habe die Sichtweisen und schweren Lebensumstände der Arbeitermädchen derb und unverschönt auf platt wiedergegeben, erzählt Brychta während der Einweihung.

Und ganz nebenbei wurden dann auch noch weitere Geheimnisse gelüftet: Unter allen Neugierigen befand sich auch die Frau, die der Bronzestatue ein Gesicht gab und Hees Modell stand. Es ist Heike Jesberger, eine Freundin der Bildhauerin. "Ulle gefiel meine Nase", lacht sie. Die Stupsnase, die der Mina ein Markantes äußeres verleiht. Und noch ein Missverständnis wurde aufgeklärt: Unsere "Minna", wie sie meist genannt wird, ist falsch ausgesprochen. So Brychta. "Sie heißt M-i-na, lang gezogen und kommt von Wilhelmina." Das botte "Minna" wird oft verwechselt mit dem berlinerischen Ausdruck für Dienstmädchen.

Zwei Bodenplatten lüften nun also das Geheimnis um Mina Knallenfalls. Jetzt wäre es noch schön, wenn sich jemand der Aufkleber annehmen würde, die hier und da markante Körperstellen der Figur verschandeln. Dann würde "usse Mina" wieder glänzen.

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