Blei im Boden: Stadt saniert altes Schießanlagen-Gelände

Seit Jahrzehnten wurde auf Tontauben geschossen und Erdreich mit Bleischrot belastet. Die Beseitigung der Altlasten kostet etwa 500 000 Euro.

Nächstebreck. Dieses Projekt gehört zu den „exotischsten“ Altlastensanierungen der letzten Jahre: Auf einer etwa 3,3 Hektar großen Fläche an der Straße Mollenkotten wird die Stadt Wuppertal in den nächsten Monaten die Relikte einer Wurfscheiben-Schießanlage beseitigen, die gut 80 Jahre lang zum Abschuss von Tontauben benutzt wurde.

Anfang Januar war Baustart auf der Fläche im Stadtteil Nächstebreck, wobei in einem ersten Schritt eine Baustraße angelegt werden musste. Auch die Rodung einer gut 1,2 Hektar großen Waldfläche gehört zu den vorbereitenden Arbeiten auf dem insgesamt 3,3 Hektar großen Gelände in Privatbesitz. Danach wird der mit Bleischrot belastete Boden an der Oberfläche abgeschoben und in ein Sicherungssystem eingebaut: Es sieht einem Wall ähnlich und wird mit Material abgedichtet, das dem bei Deponiesanierungen gleicht, wie Hubert Leonard Nobis vom städtischen Ressort für Umweltschutz auf WZ-Nachfrage erklärt. Die Bodenbelastung reiche bis in eine Tiefe von etwa 40 Zentimetern.

„Auf dem Gelände wird seit den 20er Jahren auf Tontauben geschossen“, berichtet die Stadt. In dieser Zeit seien etwa 45 Tonnen Bleischrot verschossen worden, das sich im Wald- und Wiesenboden angereichert habe. Genutzt wurde das Privatgrundstück auch von der Kreisjägerschaft, die sich nach jahrelangen Verhandlungen mit der Stadt ebenso an den Sanierungskosten beteiligt wie der Eigentümer der Fläche.

Das Thema ist landesweit von Interesse: Es geht in NRW um etwa 50 Schießplätze mit ähnlichen Belastungen, die Jäger für das Training nutzen. Der Schießbetrieb am Mollenkotten ruht nach Auskunft der Stadt bereits seit 2004. Die Überprüfung des Geländes hat seinerzeit die Bezirksregierung veranlasst. Sie wird auch die Sanierung des Geländes kontrollieren — auch auf Grundlage des Bundesbodenschutzgesetzes.

Das Problem liegt im wahrsten Sinne des Worte darin, dass die Schrotkugeln auf solchen Schießplätzen extrem wasserlöslich sind — und damit auf Dauer Gewässer und Böden an der Oberfläche belasten. 500 000 Euro kostet die Altlastensanierung am Mollenkotten, die zu einem Anteil von 80 Prozent vom Land NRW gefördert wird. Die Arbeiten werde man so ausführen, „dass auch während der Baumaßnahme keine Schadstoffe auf benachbarte Grundstücke gelangen können“, heißt es vom Umweltressort.

Im Spätherbst sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein, und die Waldfläche wird 2014 wieder aufgeforstet. Und auch danach steht das Gelände am Mollenkotten nicht mehr für Schießübungen zur Verfügung. Die Jäger weichen derzeit auf ein Übungsgelände im Ennepe-Ruhr-Kreis aus, wie der Vorsitzende der Kreisjägerschaft, Frank Auer, auf WZ-Nachfrage erklärt. Eine Dauerlösung sei das bei 45 Minuten Fahrtzeit aber nicht: Im Städtedreieck werden zwischen 30 und 50 Jungjäger im Jahr ausgebildet.

Weitere Informationen zur laufenden Altlastensanierung gibt es auf den Seiten des städtischen Umweltamts.

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