Multikulti im Kleingarten

Ausländische Gartenfreunde haben in Schellenbeck-Süd ein Zuhause gefunden.

Schellenbeck. „In 40 Tagen sind die Gurken reif, da müssen Sie wiederkommen“, sagt Mustafa Barmarny, der seit 2009 einen 300 Quadratmeter großen Garten im Kleingartenverein Schellenbeck-Süd bewirtschaftet. Der aus dem Nordirak stammende Kurde, der soeben einige seiner Pflanzen bewässert hat — schöne Dahlien und hochgewachsene Sonnenblumen — baut Gemüse aus seiner Heimat an und zeigt stolz ein überdimensionales Radieschen, so groß wie eine Gemüsezwiebel.

„Wir haben auch im Irak einen großen Garten — ich liebe die Natur“, erzählt der Familienvater, der nicht nur seine sieben Kinder zwischen drei und 21 Jahren mit seinem selbst angebauten Gemüse verwöhnt. „Manchmal verlassen Freunde mit Tüten voller Gemüse meinen Garten und lassen es sich zu Hause schmecken“, so Barmany.

„Von den 86 Gärten in der Anlage werden 18 von unseren ausländischen Gartenfreunden bewohnt, das sind zwanzig Prozent“, erzählt Herbert Lüppken, der zweite Vorsitzende. Zehn Nationalitäten, darunter Kasachen, Afghanen, Serben, Russen, Italiener, Türken, Polen, Deutsche und Griechen, leben hier mitein-ander, helfen sich und bringen ein Stück ihrer Kultur in die Gemeinschaft ein. „Oft werden die Menschen von Nachbarn eingeladen und bereiten Mahlzeiten aus ihrer Heimat zu — da lernt man neue Esskulturen kennen“, freut sich Lüppken über den gewachsenen Zusammenhalt.

Pavlos Denissinidis stammt aus der Nähe von Thessaloniki und hat sich vor drei Jahren mit seiner Frau, den drei Töchtern, seinem Enkelkind und dem Schwiegersohn ein Stückchen Heimat zurückgeholt. „In Griechenland war ich gewohnt, im Garten zu arbeiten.“ Er wohnt in Heckinghausen und genießt fast jeden Tag, wenn er von der Arbeit aus Gevelsberg kommt, die Idylle. „Außerdem baue ich alles an, was gesund ist: Knoblauch, Rote Beete, Weißkohl, Zucchini, Tomaten und Gurken.“ Einen Tipp hat er auch noch: „Wir machen aus Salbei Tee — der hilft gegen zu hohen Cholesterinspiegel, Diabetes und Halsschmerzen.“

Frische Zutaten gibt es auch in den Nachbargärten. Ob Mangold, Zwiebeln, Kräuter aus Mustafas Heimat oder Riesenradieschen — in Schellenbeck-Süd ist multikulti angesagt. Und Mustafas selbst gebrauter Pfefferminztee schmeckt einfach köstlich.

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