Barmen Kabarettungsdienst legt den Finger in die Wunden

Die Oberstufenschüler schreiben ihre Stücke selber — über Themen, die sie bewegen.

Barmen: Kabarettungsdienst legt den Finger in die Wunden
Foto: Kabarettungsdienst

Barmen. „Tatü, Tata, der Kabarettungsdienst ist da!“ Singend begrüßen die Oberstufenschüler der Kabarettgruppe des Ganztagsgymnasiums Johannes Rau die Zuschauer. In den nächsten zwei Stunden werden sie auf der Bühne stehen und mit vollem Körpereinsatz das neue Programm „Menschen & Rechte“ spielen.

Der Titel passe gut zur aktuellen Situation, sagt Leiter und Lehrer Michael Brischke: „Wir stehen gesellschaftlich an einem Punkt, an den wir uns später erinnern werden, was wir gemacht haben - oder auch nicht. Da hat man auch als Kabarettist viel Verantwortung.“ Und damit gehen die Schüler großartig um. Sie suchen gemeinsam nach Themen, die sie bewegen, und schreiben das Programm dann selbst. Dabei legen sie gekonnt den Finger in die Wunden von Politik und Gesellschaft.

So stehen in einem Stück drei Experten in Anzügen auf der Bühne und erklären den Zuschauern, wie die „Schülermaschine“ funktioniert. Sie reden über den Bauplan in Form des Kernlehrplans, von dem bloß nichts und niemand abweichen darf, über den großen Abschluss-Qualitätscheck und von der Leistungsmessung in der Einheit PS: der persönlichen Schulnote.

Aber auch Politiker kriegen ihr Fett weg, wenn beispielsweise Peter Jung auf einer Modenschau seine weiße Primark-Weste präsentiert. Doch die Schüler beschränken sich nicht nur auf die lokale Ebene: Schäuble präsentiert den ersten Live-Auftritt der schwarzen Null und Merkel spielt mit Obama eine Runde TTIP-Monopoly.

Sich diese Bilder auszudenken, Texte zu schreiben und das Programm einzustudieren, sei ganz schön viel Arbeit, sagt Antonia. „Wir lernen durchgehend unseren Text, auch in den Pausen.“ Während der vielen Proben, die nach der Schule und am Wochenende stattfinden, lernen die Schüler auch, wie man in die Rollen schlüpft, erzählt Sophia: „Wir gucken uns Reden der Politiker im Internet an und machen das dann stark übertrieben nach.“

Doch bei aller Kritik an Politik und Gesellschaft stehen die Schüler nicht nur mit gehobenem Zeigefinger da. Das Programm soll Spaß machen. Zeitmanagement, Argumentation, Kompromisse eingehen — das sind nur drei Dinge, die die Schüler beim Kabarettungsdienst lernen. Und die Zuschauer? Die nehmen vor allem einen Muskelkater der Lachmuskeln mit nach Hause.

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