Flüchtlingshilfe „An solchen Tagen weiß ich, dass ich etwas bewegt habe“

Heino Müller (53) von den Johannitern half unter anderem bei der Betreuung der Flüchtlinge am Schulzentrum Süd mit.

Flüchtlingshilfe: „An solchen Tagen weiß ich, dass ich etwas bewegt habe“
Foto: Stefan Fries

Küllenhahn. Der Strom an Flüchtlingen, die ein besseres Leben in Europa suchen, reißt nicht ab, und auch in Wuppertal kommen immer mehr Asylsuchende an. Hilfsdienste wie das Deutsche Rote Kreuz und die Johanniter sind ständig im Einsatz, um die Ankommenden zu versorgen. Einer von den unermüdlichen Helfern ist Heino Müller (53), seit 15 Jahren Leiter Fach- und Einsatzdienste bei den Johannitern.

„Ich gehe gerne arbeiten, auch außerhalb meiner regulären Dienstzeiten. Es sind die vielen Kleinigkeiten und die Vielfältigkeit der Aufgaben, die mir Spaß machen“, sagt der 53-Jährige. Seit Februar dieses Jahres sind Heino Müller und seine Kollegen im Einsatz für die Asylbewerber in Wuppertal — angefangen mit der Unterbringung der kommunalen Flüchtlinge in der Yorckstraße bis zu den neuesten Ankömmlingen.

Und jetzt geht es erst richtig los, glaubt er: „Es werden noch mehr Flüchtlinge nach Wuppertal kommen. Aber dann sind wir und die Stadt schlechter vorbereitet, weil alle Kontingente an Betten, Kissen, Decken und ähnlichem langsam aufgebraucht sind.“

Heino Müller sieht in den letzten Wochen und Monaten eine Herausforderung im positiven Sinn: „Genau dafür bin ich Johanniter geworden. Ich möchte Menschen in Not helfen. Und für genau solche Situationen, wie wir sie im Moment erleben, spenden die Leute auch ihr Geld.“

Gerade in Einrichtungen, die längerfristig von den Johannitern betreut werden, erleben die Helfer eine Vielzahl von persönlichen Schicksalen. „Man hört Geschichten von der Flucht, was alles auf dem Weg nach Deutschland passiert ist. Oder darüber, wie es der Familie geht, die in der Heimat bleiben musste. Es ist schon eine ganz andere Dimension, wenn Menschen aus Fleisch und Blut vor einem stehen und von ihren Schicksalsschlägen berichten.“

Es sei auch für die Helfer wichtig, über die Geschehnisse zu reden, um sie zu verarbeiten, „Man darf es nur zu einem gewissen Teil mit nach Hause bringen“, sagt Heino Müller. Er und sein Team können auf die Notfallseelsorger der Stadt zurückgreifen. „Wir fangen auch viel in unseren eigenen Reihen auf.“

Als die Flüchtlinge am Schulzentrum Süd ankamen, waren die Helfer — viele von ihnen sind Ehrenamtler — auch noch nachts im Dienst. „An solchen Tagen ist man schon froh, wenn sie vorbei sind. Aber ich weiß, ich habe etwas bewegt.“

Heino Müllers liebste Aufgabe bei der Flüchtlingsbetreuung ist übrigens die Taschengeldausgabe: „Man ist der König und blickt nur in lächelnde Gesichter.“

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