Cronenberger erinnern sich: Ein Bürgercenter am Lenzhaus

Der Cronenberg-Kenner kann sich eine andere Nutzung des Hauptschulgebäudes gut vorstellen.

Cronenberg. Nach 44 Jahren wurde die Hauptschule Cronenberg an der Berghauser Straße im Juli geschlossen. Zwei Jahre früher als vorgesehen. Nach einer Übergangszeit von zwei bis drei Jahren, während der acht Klassen des Berufskollegs Haspel in das seit 1954 größtenteils unter Denkmalschutz stehende Schulgebäude am Lenzhaus einziehen werden, beabsichtigt die Stadt Wuppertal, danach eines der markantesten und bekanntesten Gebäude auf den Südhöhen zu verkaufen. Sehr zum Unwillen der Cronenberger.

Einer derer, die das 1910 als Realschule Cronenberg in Betrieb genommene Ensemble mit Rektoratsgebäude unbedingt erhalten will, ist Horst Jacob. „Die Schule hat sowohl von ihrer gediegenen Architektur her als auch schulhistorisch in Cronenberg einen herausragenden Stellenwert. Es ist nach meinem Verständnis ein Unding, eine solche Immobilie verkaufen zu wollen.“ Der Ur-Cronenberger Jahrgang 1929, der als Verkaufsleiter des Wuppertaler Traditionsunternehmens Stocko viele Jahre in Südamerika verbrachte, außerdem die ganze Welt bereiste, weiß, wovon er redet. „1940 kam ich nach Ablegung der Aufnahmeprüfung als Schüler auf diese damalige Zubringer-Schule für das Gymnasium Aue, wo ich nach dem Krieg Abitur gemacht habe. Die Namen der zu meiner Zeit dort tätigen Lehrer, allen voran Direktor Franz Meinecke, sind mir heute noch geläufig. Auch die Namen vieler Schülerinnen und Schüler, darunter bekannte Leute, habe ich noch im Gedächtnis.“

Als profunder Kenner Cronenbergs teilt Horst Jacob auch die Feststellung der Autorin Margot Elsner, die in der Schrift „Die Schule auf dem Berge“ bereits 1950 feststellte: „Der Baustil zeigt ein erfreuliches Abweichen von den beliebten Kastengebäuden für Schulen. . . Das Gebäude wirkt freundlich und imposant und versucht, sich dem Charakter Cronenbergs und seiner Landschaft anzupassen.“

Das Städtische Neusprachliche Gymnasium Cronenberg hat, bevor es durch einen Anbau erweitert, im August 1977 die örtliche Hauptschule aufnahm, eine wechselvolle Geschichte relativ heil überstanden. „Im Zweiten Weltkrieg wurde in der Turnhalle zeitweise Getreide gelagert, und 1944 wurde die Schule zum Wehrertüchtigungslager umfunktioniert. Der Unterricht musste deshalb ausgelagert werden. Im März 1943 wurde dort ein Kriegslazarett eingerichtet, später ein Hilfskrankenhaus und ein Altenheim.“

Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass zum Beispiel Aula und Turnhalle der traditionsreichen Schule stark nachgefragt werden, empfiehlt Horst Jacob den Verantwortlichen, statt über einen Verkauf über neue Nutzungsmöglichkeiten nachzudenken und macht selbst Vorschläge: „Die Stadt Wuppertal könnte an dieser verkehrsgünstig gelegenen Stelle mit einer Bushaltestelle vor der Haustür und angesichts der vorhandenen räumlichen Möglichkeiten ein ,Bürgercenter Lenzhaus mit kulturellen Einrichtungen aufbauen. Das TiC-Theater in der Aula, weitere musische Angebote sowie die Unterbringung städtischer Verwaltungsstellen und sportlicher Angebote kann sich Jacob vorstellen. Ausreichend Platz für den Bau einer von den Cronenberger Vereinen seit Jahren dringend benötigten Sporthalle ist auf der Immobilie an der Berghauser Straße ebenfalls vorhanden, und Parkplätze gibt es reichlich“, sagt Horst Jacob.

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