Mein Lieblingsplatz Mit Blick aufs pralle Schwimmbad-Leben

Kantor Martin Ribbe erholt sich an der Sambatrasse von seinen Radtouren.

Mein Lieblingsplatz: Mit Blick aufs pralle Schwimmbad-Leben
Foto: Andreas Fischer

Cronenberg. Die kleine Bank an der Sambatrasse oberhalb des Freibads Neuenhof ist stark frequentiert. Radfahrer, Spaziergänger und Nordic Walker erholen sich hier im einzigen Schatten weit und breit. Es ist der Lieblingsort von Martin Ribbe, Kantor der evangelischen Kirchengemeinde Cronenberg. „Meistens ist es das Ende einer weiten Radtour, wenn ich hier sitze“, sagt er. „Oder wenn ich nach der Chorprobe noch einmal eine Runde drehen will.“ Radfahren ist sein größtes Hobby, fahrradverrückt sei er. 9000 Kilometer ist er im vergangenen Jahr auf einem glanzlosen, alten Trekking-Rad gefahren.

Gleich hinter der Bank liegt der Recycling-Hof, an dem sich Kleingärtner ihre Blumenerde abholen. Ribbe sagt, es dufte nach frischer Erde, doch manchmal lege sich auch der süßliche Geruch von Fäulnis darüber. „Das ist ein Kreislauf, das gehört dazu“ sagt der Kirchenmusiker. Genauso, wie das Leben ein Kreislauf ist, werden und vergehen.

Von der Bank aus kann er gerade eben noch auf das Freibad schauen. „Im Sommer, wenn das Bad geöffnet ist, dann sieht und hört man hier das Schwimmbadleben“, freut sich Ribbe. Und dann hört man auch das Geschrei tobender Kinder. Für Ribbe ein schönes Geräusch. Seitdem seine drei Kinder ausgezogen sind, ist es still geworden bei ihm im Haus. Seine Frau ist vor 13 Jahren gestorben.

Von Dienstag bis Donnerstag leitet Ribbe die Proben von Kinder- und Erwachsenenchor sowie der Musical-Gruppe. Freitags spielt er auf Beerdigungen, samstags bei Hochzeiten und sonntags in der Kirche. Montags hat er Zeit für seine Radtouren, die ihn immer wieder an seinem Lieblingsort im Schatten von Recyclinghof und Müllverbrennungsanlage vorbeiführen.

„Sehen sie, wie viel hier jetzt schon los ist“, fragt er. „Das ist das pralle Leben.“ Die Fähigkeit, aus vollem Herzen zu schwärmen, hat sich Ribbe bewahrt. „Und dann dieses satte Grün“, sagt er und zeigt auf die Sträucher, die ihm schon bald den Blick ins Tal versperren werden.

Die Schöpfung bewahren, Umweltschutz, das ist sein Thema. Geflogen ist er noch nie, und als seine Kinder vor kurzem in den Urlaub geflogen sind, hat er für sie einen „Kerosinablass“ gespendet. Die Nordbahntrasse begeistert ihn, beim Bau hat er mitgeholfen. Pflaster gelegt, Bäume geschnitten. Vom Ergebnis, das Kräfte freisetzt, ist er begeistert. „Es tut sich was in Wuppertal“, sagt er. „Das ist gerade ein Super-Gefühl in der Stadt.“

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