Erika Heilmann: Voller Einsatz für den Kalkofen am Eskesberg

Erika Heilmann plant mit dem Kalkofenpark ein bundesweit einzigartiges Projekt.

Varresbeck. Diese Geschichte handelt von Kalk. Von nächtlichen Bombardements, verbotenen Bademöglichkeiten und vergrabenen Denkmälern. Und davon, sich für eine Sache zu engagieren. Geplant hatte Erika Heilmann das nicht. Die Begeisterung für das unscheinbare Gestein packte sie erst spät. „Kalk hat etwas unglaublich Faszinierendes“, sagt sie. „Kalk wird bei der Abwasserreinigung verwendet, in der Zuckerindustrie, im Straßenbau, in der Farbindustrie, in der Glasindustrie. Er ist antibakteriell, schall- und wärmedämmend“, erklärt die 78-Jährige.

Wuppertal und das Bergische Land waren seit jeher Hochburgen der Kalkindustrie. Tausende Arbeiter brannten den Kalk in riesigen Öfen, nachts erhellte die Glut den Nachthimmel. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das zu einem Problem: Die Glutnester bildeten ideale Orientierungspunkte für die feindlichen Bomberpiloten. Das war das Ende für viele Öfen, auch für die drei am Eskesberg. Erst wurden sie abgedeckt, dann blieben sie ganz aus.

Die stillgelegten Öfen verwandelten sich durch das gesammelte Regenwasser schnell zu beliebten Badestellen. Erst nach und nach wurden sie mit Kriegsschutt gefüllt — bis nur noch wenige wussten, was sich unter den drei unscheinbaren Hügeln am Eskesberg verbarg.

Das änderte sich in den 1970er-Jahren, als das Naherholungsgebiet Beek geschaffen wurde, für das sich Erika Heilmann engagierte. Sie organisierte Führungen, machte Wanderungen. Aber es fehlte Kultur. „Da habe ich mich an den alten Kalkofen erinnert.“

Das Problem: Die Restaurierung der drei Öfen sollte mehr als eine Million Mark kosten. „Warum muss es gerade unser Kalkofen sein?“, wollte die Stadt Wuppertal wissen. Für die Antwort reiste die diplomierte Volkswirtin viel, suchte andere Kalköfen. „Am Ende war ich überzeugt, dass unserer einer der schönsten und am besten erhaltenen Öfen in der Region ist.“

Mit einem Brief an Johannes Rau konnte sie sich schließlich durchsetzen. 1989 wurde der erste restaurierte Ofen offiziell in die Hände des Fuhlrott-Museums übergeben. Erika Heilmann kümmerte sich um ihre Firma und kam nur noch als Besucherin in das Naherholungsgebiet Beek.

Als sie merkte, dass kaum noch Leute Führungen anboten, schaltete sie sich wieder ein. Und bemerkte das Potenzial, das in den Kalköfen am Eskesberg steckt: „Mit dem Trichterofen und den beiden Ringöfen haben wir ein bundesweit einmaliges Ensemble, das zugleich die technische Entwicklung auf dem Gebiet der Kalkproduktion widerspiegelt.“

Langsam reifte in ihr eine Idee heran, für die sie sogar ihr Haus verkaufte. „Ich wollte Zeit haben, mich auf andere Dinge zu konzentrieren.“ Ihr Ziel heißt Kalkofenpark. Dafür soll nun einer der beiden verschütteten Ringöfen ausgegraben und restauriert werden. „Zusammen mit dem Zeittunnel in Wülfrath, dem Steinbruch Oetelshofen und dem Neandertalmuseum entsteht so ein einzigartiges Projekt“, erklärt Heilmann.

Ein Problem aber gibt es noch: „Ich mache eigentlich alles alleine.“ Das soll sich nun ändern, Heilmann will einen Verein zur Restaurierung des Kalkofens gründen (siehe Kasten). Die Frau ist hartnäckig, Langeweile kennt sie nicht. Täglich beschäftigt sie sich mit Kalk und Kalköfen, liest sich in das Thema der Vereinsgründung ein, studiert Mustersatzungen und kalkuliert. „Da ist etwas, das auf eine Vollendung wartet“, versucht sie ihren Ehrgeiz zu erklären. „Die Alternative wäre, von Kaffeekränzchen zu Kaffeekränzchen zu laufen und über Krankheiten zu reden. Aber das liegt mir einfach nicht.“

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