Pleite am Wall: Café Melody sieht sich als Opfer der Großbaustelle

Die Betreiber kapitulieren vor Schaulustigen und den Auswirkungen der Bauarbeiten: Sie schließen ihr Café.

Pleite am Wall: Café Melody sieht sich als Opfer der Großbaustelle
Foto: Andreas Fischer

Elberfeld. „Wir haben gedacht, es wird nicht so schlimm — aber es ist doch extremer, als wir es erwartet haben.“ Gabriele Kümper, Inhaberin des Café Melody am Armin-T.-Wegner-Platz, kapituliert vor der Großbaustelle am Wall. Ende September werden sie und Mitinhaber Fatmir Gllasoviku ihren Betrieb schließen.

Fünf Jahre lang hatten die beiden Gastronomen das kulinarische Angebot in der Elberfelder Innenstadt mit frischen Salaten, Antipasti, Lasagne und natürlich Kaffee und Kuchen bereichert. Doch obwohl das kleine Café in den entsprechenden Internetportalen von seinen Gästen durchweg Bestnoten bekommt, ist nun Schluss. Staub, Lärm, Erschütterungen und nicht zuletzt die vielen Baustellentouristen haben zunehmend selbst viele der Stammgäste vergrault.

Gabriele Kümper hat für das Fernbleiben der Kundschaft durchaus Verständnis: „Am Montag standen hier 30 Schaulustige direkt vor den Eingängen und um die Tische auf der Außenterrasse herum — da würde ich mich als Gast auch nicht hinsetzen wollen.“

Hinzu kommt der feine Baustellenstaub, der sich auf allen Oberflächen absetzt und so gar nicht zum noblen Ambiente des Cafés passen will. Neulich seien zwei Damen wieder gegangen, weil es ihnen zu dreckig war, berichtet Kümper.

Weiße Folie vor den Schaufenstern, parkende Lastwagen vor der Tür, dazu noch zum Teil starke Erschütterungen durch die nur wenige Meter entfernten Abrissarbeiten am ehemaligen Koch-Kaufhaus — „so lässt sich kein Wohlfühlfaktor erzeugen“, klagt auch Fatmir Gllasoviku.

Entscheidend für den Entschluss, das Café zu schließen, sei jedoch die Aussicht gewesen, dass dieser Zustand noch jahrelang anhalten wird, sagt Kümper. „Die Abbrucharbeiten dauern noch an, und dann kommt der Neubau mit nicht weniger Lärm und Dreck. Dazu wird die B 7 noch drei Jahre gesperrt sein — unter diesen Bedingungen sehen wir keine Möglichkeit, weiterzumachen und zu kämpfen.“

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