Ein 87-Jähriger ist Ratgeber für alle Fälle

Reinhold Ruthe hat schon 1966 mit seinem Buch „Intim gefragt, offen geantwortet“ für Furore gesorgt. Sein aktuelles Thema ist Ärger.

Katernberg. In einer dicken Kladde sammelt Reinhold Ruthe Ausschnitte aus Zeitschriften, Kopien von Buchseiten oder handschriftliche Notizen. Sein Arbeitszimmer in Katernberg quillt über vor Büchern und Ordnern. Obwohl schon 87 Jahre alt, veröffentlicht der ehemalige Berater der evangelischen Familienberatungsstelle Elberfeld mehrere Bücher im Jahr. „Ich habe 1000 Themen“, erzählt er. „So schnell kann ich gar nicht schreiben, wie ich neue Ideen habe.“

Ob Perfektionismus, Burn-out, Partnerschafts-Tests, Hilfen für Feinfühlige oder Andachten und Gebete — Ruthe greift auf einen großen Erfahrungsschatz aus vielen Jahren Ehe- und Erziehungsberatung zurück. Immer wieder verwendet er in seinen Büchern Beispiele sowohl aus seiner eigenen Praxis als auch von Kollegen, um seine Ansichten zu verdeutlichen. „Ich schreibe nicht abstrakt, sondern bildhaft.“

Nur drei bis vier Wochen arbeitet Ruthe an einem Buch — am liebsten abends. „Die besten Ideen kommen mir in der Stille im Arbeitszimmer.“

Schon fertig ist ein Buch über Ärger. „Unterschlagener Ärger führt leicht zu Krankheiten oder Depressionen“, warnt der Experte, der regelmäßig Fachliteratur liest. Das Ärger-Buch jedoch wird erst Anfang 2016 erscheinen. „Heute hat man es schwerer als früher, Bücher zu verlegen.“

Einem größeren Kreis bekannt wurde Ruthe 1966 mit seinem Aufklärungsbuch „Intim gefragt, offen geantwortet“. Mehrere Verlage hatten das damals abgelehnt mit der Begründung: „Herr Ruthe, das ist zu deutlich.“ Doch das Buch erlebte im Zeitgeist der 68er-Bewegung mehrere Auflagen und der Autor wurde zu unzähligen Vorträgen eingeladen. „Heute würde man sagen, das Buch ist absolut konservativ christlich“, sagt er schmunzelnd.

Immer noch führt der Senior ein bis zwei Beratungsgespräche pro Woche. Aus ganz Deutschland kommen die Ratsuchenden zu ihm. Ab und zu hält er auch Vorträge. „Ich bin arbeitssüchtig.“ Nur gut, dass seine Ehefrau Charlotte in Mettmann ebenfalls Familienberaterin war und ihn unterstützt.

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