Mirker Viertel: Großer Ärger mit dem Vermieter

An der Mirker Straße liegen die Bewohner im Clinch mit einer Immobilienfirma aus der Schweiz.

Mirker Viertel: Großer Ärger mit dem Vermieter
Foto: Andreas Fischer

Mirke. Die Wände sind feucht, die Betriebskosten hoch, der Service mangelhaft und eine Kommunikation kommt nur auf massig Druck zustande — Oliver Wochnik und die Mieter der Mirker Straße 61 sind mit ihrem Vermieter, einer Schweizer Immobilienfirma namens CFE Portfolio AG, mehr als unzufrieden.

Und sie sind bei weitem kein Einzelfall wie das Trio Oliver Wochnik, Karin Velten und Karsten Bösebeck jüngst festgestellt hat. Das Fernsehen berichtete über eine Gruppe CFE-Mieter aus Essen. Die Anschriften sind unterschiedlich, die Menschen auch, die Probleme sind aber die gleichen. Auch im Ruhrgebiet werden Dienstleistungen wie Rasenmäher oder Treppenhausputzen abgerechnet obwohl offenkundig nichts passiert.

Ein Zustand, den die Mieter in Wuppertal nicht mehr ertragen möchten, sie setzen sich zur Wehr — was einer Mieterin bereits eine fristlose Kündigung eingebracht hat. Ob diese mit der andauernden Kritik an CFE zu tun hat, beantwortete CFE nicht.

Denn die CFE bevorzuge laut ihren Mieter eine Ein-Wege-Kommunikation: Wenn sich das Unternehmen meldet, dann eigentlich nur, wenn es um Mieterhöhungen geht oder um weitere Kosten abzuwälzen. „Jetzt sollten wir alle Unitymedia-Anschlüsse bekommen, auch wenn wir das nicht wollten“, berichtet Oliver Wochnik. Den Installateur haben sie dann kurzerhand nicht in die Wohnung gelassen.

Wenn Oliver Wochnik etwas mit der CFE klären möchte, dann geht es nur über (An-)Drohungen. Ein befreundeter Rechtsanwalt hat ihm den Tipp gegeben, „jeden Brief mit Aktenzeichen zu versehen und alles mit entsprechenden Paragraphen zu untermauern“, sagt Wochnik. Diese Mühe gibt Wochnik sich jetzt, selbst wenn es nur um Kleinigkeiten geht. „Es geht nur mit Druck“, sagt Wochnik. Denn mittlerweile hat er den Eindruck, dass sein Vermieter nur noch die Gewinnsteigerung im Sinn hat, die Mieter seien ihm egal.

Das sehe er auch jedes Mal, wenn er einen Schaden in der Wohnung hat. „Ich hatte mal einen Rohrbruch in der Küche. Ich habe sofort bei der CFE angerufen und um eine schnelle Reparatur gebeten.“ Während also die Küche mit Wasser volllief, forderte die CFE den Mieter erst einmal auf, ein Formular auszufüllen, das dann die Entscheidung über die Reparatur einleiten würde. Gleichzeitig rostet der Nachbarin Karin Velten die Badewanne durch, ohne dass sich die CFE regt.

Der Ärger ist groß, Wochnik wünscht sich die Vermieter zurück, die er vor über 20 Jahren bei seinem Einzug kennen gelernt hat: Privatleute aus Wuppertal, die sich schnell gekümmert hätten. Irgendwann verkauften sie ihren Besitz an der Mirker Straße, seitdem wechselt regelmäßig der Vermieter, immer wieder Firmen, die auch mal in der Insolvenz landen würden. „Einmal hat uns der Insolvenzverwalter zu hohe Nebenkostenabrechnungen ausgeglichen.“

Ein gutes hätte die ganze Geschichte aber: „Wir Mieter wachsen stärker zusammen.“ So gab es im September das erste Mal seit mindestens 20 Jahren ein Mietertreffen. Gegenüber ihrer Wohnungen in der Hebebühne haben sich die Mieter ihr Leid geklagt, die absurdesten Forderungen der CFE vorgelesen und sich gegenseitig den Rücken gestärkt. Denn Vermieter hin oder her - eigentlich möchten alle weiter an der Mirker Straße wohnen.

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