Junge Familie am Rehsiepen:„Hier fällt alles auseinander“

Bei der Ortsbegehung zeigen sich viele Mängel, doch es gibt nur wenig Handlungsspielraum. Das will eine Enquete-Kommission ändern.

Ronsdorf. Schimmel in fast allen Räumen. Von der Nässe durchgeweichte Möbel, die nur noch weggeschmissen werden konnten. Undichtigkeiten am Fensterrahmen: Seit dem Jahr 2006 wohnt die junge, mittlerweile sechsköpfige Familie in der Siedlung Rehsiepen. Große Hilfe vom Eigentümer gab es der Familie zufolge nie, egal ob der Gagfah hieß oder wie jetzt Residential Wuppertal Grundstücks GmbH heißt — und egal, was versprochen wurde. Derzeit schläft das Ehepaar im Wohnzimmer statt im Schlafzimmer, wo das Schimmelproblem noch größer ist.

Warum die Familie noch dort wohnt, obwohl sich die Tapeten teilweise bei Regen von selbst lösen? „So einfach ist das nicht mit Hartz IV“, sagt die junge Frau. Obwohl sie auch sagt: „Hier fällt alles auseinander.“

Es sind Dinge wie diese, von denen sich die Grünen-Landtagsabgeordnete Daniela Schneckenburger ein Bild macht. Sie ist Vorsitzende der Enquete-Kommission zu Heuschrecken auf dem Wohnungsmarkt — und die sucht nach Wegen aus der Misere.

Der Weg dahin ist voller Hürden — und Fragen? Warum zahlt das Jobcenter (sehr viele Mieter empfangen Transferleistungen) überhaupt für solche Wohnungen? Wie kann man solche Siedlungen oder zumindest einzelne Häuser leerziehen? Wer formuliert das Ziel, dieses Areal wertiger zu nutzen? Ab wann genau sind solche Häuser Bauruinen? Wie stark ist die Wohnungsaufsicht? Wie können Eigentümer haftbar gemacht werden?

Bis es Antworten gibt (und das sind nicht sofort auch Lösungen), wird die junge Familie wohl weiter im Schimmel wohnen oder doch wegziehen. Denn heute oder morgen bleiben diese Antworten noch aus; falls alles gut läuft, gibt es sie vielleicht in knapp zwei Jahren. Bis dahin geht nach Erfahrung von Daniela Schneckenburger der Trend wohl weiter, solche Siedlungen an das nächstkleinere Unternehmen zu verkaufen.

Andernorts geht es so weit, in solchen Siedlungen gezielt an Roma zu vermieten. Ebenfalls eine Gruppe, die auf dem Wohnungsmarkt so schnell nichts anderes findet, genau, wie es bei Empfängern von Transferleistungen der Fall ist; genau, wie es nach Kenntnis von Daniela Schneckenburger dem Geschäftsmodell vieler Eigentümer entspricht.

WZ-TV (Archiv)

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