Kleine Kirmes weckt Erinnerungen

Im Lauf der Jahrzehnte gab es Änderungen und Umzüge. Für viele aber ist die Kirmes eine Tradition.

Kleine Kirmes weckt Erinnerungen
Foto: Anne Schwartz

Ronsdorf. Es war ein warmer Sommertag 1948: Karlheinz Peukert steckte mitten in der Handwerkerlehre: „Mein Meister war nicht zufrieden mit unserer Arbeit und es gab Ärger. Weil ich aber Geburtstag hatte, bekam ich 10 Mark und sollte mir davon auf der Kirmes einen schönen Abend machen - als Entschädigung. Das sind Erinnerungen, die sich so nicht wiederholen lassen.“ 67 Jahre später ist es wieder ein Sommertag. Und obwohl sich die Kirmes in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder verändert und den Standort gewechselt hat, gehört sie für viele Ronsdorfer zur Tradition.

Groß und dennoch heimelig sei die Kirmes am Markt früher gewesen. Dorotee Kalheber (69): „Es gab türkischen Honig, der frisch von der Wabe abgekratzt wurde. Eisgeschäfte, die hinter Bäumen versteckt waren und jede Menge Fahrgeschäfte. Es war wunderschön.“

Auf dem Platz, wo heute das Rathaus steht, sei ein Autoscooter gewesen, der als Treffpunkt für viele Kinder und Jugendliche galt. Fahrchips wurden gegen Trinkgläser getauscht — als Geldersatz. „Meine Mutter hat immer den ganzen Schrank leer geräumt, damit wir auf der Kirmes mit dem Kinderkarussell fahren konnten“, erzählt Dorotee Kalheber.

Während sie noch in Erinnerungen schwelgt, geht die Zeitreise weiter: Marga Seibert (86) berichtet, wie sie mit 10 Pfennig am Kettenkarussell angestanden hat. „Das war mein Lieblingsfahrgeschäft — davon bekam ich nie genug.“

Durch den Umzug der Ronsdorfer Kirmes auf den Ascheweg sind viele der klassischen Fahrgeschäfte, mitunter aus Platzgründen, weggefallen. Das Kettenkarussell aber ist geblieben.

Spätestens da, wo Kinder und Erwachsene durch die Luft sausen und Oldies aus den Lautsprechern dröhnen, kommt die Kirmes-Nostalgie der Gegenwart ganz nah. „Es ist gut, dass die Tradition weitergeführt wird, auch wenn sich vieles verändert hat“, sagt etwa Karlheinz Peukert. besucherin Flutura Gulluscio kann diese Meinung nicht teilen: „Es ist langweiliger geworden. Besonders für Erwachsene gibt es nicht viel.“

Im Hintergrund knallt Mais. Lisa und Clara (beide sind acht Jahre alt) haben Popcorn bestellt. Der Geruch von Zuckerwatte zieht herüber. Die beiden Mädchen machen es sich direkt vor dem Kinderkarussell bequem.

„Es ist schön hier. Wir waren gestern schon da“, sagen sie als Vertreterinnen einer neuen Generation von Kirmes-Gängern.

An insgesamt drei Tagen, von Freitag bis Sonntag, konnte auf der Kirmes am Ascheweg geschmaust, geklönt und flaniert werden. Ganz gleich ob früher, gestern oder heute — Karlheinz Peukert fasst das so zusammen: „Ein Treffpunkt ist sie geblieben.“

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