Das Kleinod im Schöller Turm

In der Kapelle wird nur drei Mal pro Jahr die Heilige Messe gefeiert — Palmsonntag ist es wieder soweit.

Schöller. Es ist einer der Außenposten Wuppertals, der so gar nichts mit der Großstadt gemein hat. Schöller, das bis 1975 zum Kreis Mettmann gehörte, lockt Besucher mit viel Landschaft, Fachwerkbauten, der Pfarrkirche, dem Gut Schöller und seinem „Schinderhannesturm“. Wobei der Name eigentlich trügt, hieß der Räuber, der einst dort eingekerkert war, doch Auerbäumer Hannes. Dass sich im Erdgeschoss des Turms allerdings eine kleine Kapelle verbirgt, wissen nur die wenigsten. Kein Wunder, öffnet das Kleinod, das gerade einmal Platz für etwa 25 Gläubige bietet, an gerade einmal drei Terminen pro Jahr offiziell seine Pforten. Am kommenden Sonntag, dem Palmsonntag, ist es wieder soweit, wenn Pfarrer Heinz-Otto Langel die Messe lesen wird.

Ursula Horn, Pächterin des Guts Schöller und ehrenamtlich für die Gemeinde St. Maximin tätig, findet es schade, dass die St. Mariae Empfängnis-Kapelle langsam in Vergessenheit gerät. Natürlich, räumt sie ein, habe das auch mit dem Mitgliederschwund der katholischen Gemeinde zu tun. „Doch ein Besuch lohnt sich“, sagt Horn. Sogar Mitglieder der evangelischen Gemeinde wären schon öfter zu Besuch gekommen. „Die Ökumene wird hier gelebt“, sagt Horn. Die Kapellengemeinschaft Schöller wird von der Kirchengemeinde St. Maximin in Wülfrath betreut.

Während der Turm aus dem 12. Jahrhundert stammt, wurde die katholische Kapelle erst 1754 eingerichtet — im ansonsten evangelisch-protestantischen Schöller. Der originale Holzaltar ist noch erhalten. 1988 wurde der Turm bei einem Brand beschädigt. „Mein Mann hat noch die Madonna rüber ins Haus geholt“, erinnert sich Horn. Vielleicht sei das mit ein Grund dafür gewesen, dass das benachbarte Gut kaum in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nach dem Feuer hat Horn eine St.-Florians-Figur in der Kapelle aufgestellt.

Ein Fan der Kapelle ist Cesare Lazaros Borgia. Der Historiker, der im Stadtarchiv Solingen arbeitet, stieß bei Arbeiten für den geplanten dritten Band der Buchreihe „Kirchen und Gottesdienststätten in Wuppertal“ des Bergischen Geschichtsvereins auf die Marienkapelle. Wie Horn würde er das Kleinod gerne bekannter machen. Denn, da ist er sich mit der Pächterin einig, der Zahn der Zeit hat nage ordentlich an dem Bauwerk.

Dabei sei die Messe dort etwas ganz Besonderes, wie Horn betont. Besucher mögen zum Beispiel den A-capella-Gesang — eine Orgel gibt es aufgrund des fehlenden Platzes nicht. Am kommenden Sonntag, 18 Uhr, ist es an der Straße Zur Düssel 2 wieder soweit — der nächste Termin ist erst wieder das Erntedankfest.

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