Kaisermeile: Es gibt weiter Streit ums Verkehrsgutachten

Erhöhung des Tempolimits auf der Lienhardstraße?

Vohwinkel. Kann das Vohwinkeler Zentrum die zusätzlichen Verkehrsströme des Großprojekts Kaisermeile verkraften, oder drohen gerade auf dem ohnehin stark belasteten Kaiserplatz und der Kaiserstraße chaotische Verhältnisse? Diese Frage beschäftigt derzeit neben Politik und Verwaltung auch viele Bürger. Klar ist: Das geplante Vorhaben mit einem geschätzten Investitionsvolumen von 60 Millionen Euro wird mehr Verkehr in den Wuppertaler Westen bringen.

Wie viele genau und welche Maßnahmen dabei sinnvoll sind, darüber hat Investor Uwe Clees ein ausführliches Verkehrsgutachten vorgelegt. Dagegen gibt es allerdings erhebliche Vorbehalte der Stadt. Sie sieht umfassenden Nachbesserungsbedarf, durch den sich die Realisierung des Bauvorhabens weiter verzögern wird. Eine von der Vohwinkeler Bezirksvertretung anberaumte Sondersitzung zum Thema wurde kurzfristig abgesagt und um mindestens zwei Monate verschoben (die WZ berichtete). In dieser Zeit müssen alle Beteiligten nun auf einen Nenner kommen, was alles andere als leicht werden dürfte.

Einige Vorschläge des Verkehrsgutachtens dürften auch den Vohwinkelern sauer aufstoßen. Da ist etwa die Erhöhung des Tempolimits auf der Lienhardstraße, wo sich aktuell eine Spielstraße befindet. Dieser Bereich ist für das Bauvorhaben von zentraler Bedeutung und wird laut Gutachten mehr Verkehr aufnehmen müssen. Mit 30 Stundenkilometern soll die Lienhardstraße daher von der Kaiserstraße im ersten Teilstück befahren werden dürfen und im weiteren Verlauf sogar mit 50 Stundenkilometern.

Für die Verwaltung widerspricht dies dem Ziel, den Lienhardplatz städtebaulich, zum Beispiel mit einer Außengastronomie, aufzuwerten. In der Diskussion ist zudem die Verkürzung der Grünphasen für Fußgänger auf dem Kaiserplatz um rund zehn Sekunden. Gerade ältere Menschen dürften damit Probleme haben, und auch die Bezirksvertretung lehnt dies ab.

Weiterhin sieht das Gutachten ein Linksabbiegeverbot von der Gräfrather Straße in die Vohwinkeler Straße vor, um den Kaiserplatz zu entlasten. Für viele Autofahrer würde dies empfindliche Umwege bedeuten. Vom Tisch ist bereits die im Verkehrsgutachten vorgesehene Linksabbiegemöglichkeit von der Kaiserstraße in die westliche Parkplatzzufahrt der Kaisermeile. Diese ist laut einer schriftlichen Stellungnahme der Stadt „völlig ausgeschlossen“.

In der Kritik steht zudem der Anteil des motorisierten Individualverkehrs, der im Gutachten mit rund 60 Prozent angegeben wird und nach Meinung der Verwaltung zu gering angesetzt ist. Der Investor will diese und andere Fragen in den kommenden Monaten mit der Stadt klären, wobei für die Behörde eine Lösung noch in einiger Entfernung liegt. Optimistischer sieht dies Uwe Clees. „Das ist alles machbar“, betont er. Bei einem Vorhaben dieser Größenordnung sei es ganz normal, dass es Anregungen und Bedenken gebe, so Clees.

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