Schule wie zu Kaisers Zeiten

An der Rottscheidter Straße wird Geschichte lebendig.

Schule wie zu Kaisers Zeiten
Foto: Andreas Fischer

Vohwinkel. Sie mag aus heutiger Sicht wenig zimperlich, wenn nichts sogar brutal erscheinen: Die Pädagogik der Kaiserzeit setzte auf absoluten Gehorsam und schmerzhafte Strafen. Wer nicht parierte, bekam den Rohrstock zu spüren. Bei den Merksätzen machte den alten Paukern aber niemand etwas vor. Sprüche wie „rauf runter rauf, Pünktchen drauf“ oder „oben auf und unten zu, so schreibt man das kleine u“ haben sich in das Gedächtnis von zahllosen Schülern eingebrannt und sind teilweise bis heute in Gebrauch.

Auch bei den Mitgliedern des Bürgervereins Uellendahl wurden schnell Erinnerungen wach. Eine Gruppe des Vereins war in der Schulhistorischen Sammlung in Vohwinkel zu Gast. Die Besucher erlebten eine Unterrichtsstunde wie zu Urgroßvaters Zeiten, samt originalgetreuer Einrichtung und den passenden Kostümen.

„Dann wollen wir mal sehen, ob auch alle gut gelernt haben“, sagt Rolf Platte. Der Leiter der Sammlung und ehemalige Schulamtsdirektor geht voll auf in seiner Rolle als Lehrer des vorletzten Jahrhunderts. Da durften auch Gehrock und der als „Vatermörder“ bezeichnete Kragen nicht fehlen. So streng wie damals läuft der Unterricht bei Platte natürlich nicht ab, aber auch er macht schnell deutlich, wer in der Klasse das Sagen hat. Die korrekte Anrede lautet natürlich „Herr Lehrer“ und bei Fragen wird aufgestanden. Angesichts der überzeugenden Darstellung dauert es nicht lange, bis die Damen und Herren die strikten Regeln verinnerlicht haben. Selbst die von Rolf Platte mitgebrachten Matrosenkragen oder Schürzen werden ohne Murren angelegt.

Zur Belohnung gibt es etliche Anekdoten aus dem früheren Schulalltag. So wurden Schreibfehler mit dem Kuhzahn ausgebügelt und wegen der staubigen Luft fehlte in keiner Klasse der Spucknapf. Da ist die zwölfjährige Sophia froh, dass sich seit damals so einiges geändert hat. Bei Karl-Eberhard Wilhelm kommen dagegen Erinnerungen auf. „Ich habe in den 60er Jahren noch selbst auf solchen alten Bänken gesessen“, sagt der erste Vorsitzende des Bürgervereins.

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