Trasse: Umweltschutz macht Druck

Tunnel Schee soll geschlossen werden. Das Gutachten darf nicht freihändig vergeben werden.

Wuppertal. Die Diskussion um dem Naturschutz auf der Nordbahntrasse flaut auch nach der Einrichtung eines runden Tisches nicht ab. Wie die WZ berichtete, müssen Tunnel auf der Nordbahntrasse, insbesondere der Tunnel Schee, daraufhin untersucht werden, ob dort artenrechtlich geschützte Fledermäuse leben - und der Freizeitverkehr auf der Trasse die Tiere gefährdet. Ein Gutachten soll dies klären, aber das reicht dem Diplom-Biologen Jörg Liesendahl vom Wuppertaler BUND erst einmal nicht aus. Er fordert in einem Brief an Oberbürgermeister Peter Jung, dass der Tunnel Schee an beiden Eingängen geschlossen werden soll. Grund: Liesendahl hat Angst, dass die Fledermäuse gestört werden. "Der Tunnel wird offenkundig immer mehr geschädigt", erklärt Liesendahl und fügt an: "Es kommen immer mehr Leute, die sich den Tunnel angucken wollen, es gibt Spuren von Lagerfeuern und sogar Reifenspuren im Tunnel." Sollte das Gutachten ergeben, dass der zu erwartende Freizeitverkehr auf der Trasse die Fledermäuse nachhaltig stört, dann spricht sich Liesendahl dafür aus, dass der Tunnel Schee dauerhaft geschlossen bleibt. Das wiederum hätte jedoch zur Folge, dass die Idee eines bergischen Radwegenetzes mit Anschluss an das Ruhrgebiet über die Verbindung nach Hattingen endgültig gestorben wäre. Trotzdem macht er klar, dass der Schutz der Fledermauspopulation für ihn absoluten Vorrang hat. Die Verbindung der Radwege vom Rheinsteig über das Bergische Land in das Ruhrgebiet wäre dann nicht mehr durchführbar. Für den Tourismus ein schwerer Schlag. Das ist nach der Einschätzung des Naturschützers Liesendahl nicht das einzige Problem: Auf dem Gelände der Nordbahntrasse lebt seiner Auskunft nach auch die Zauneidechse, die ebenfalls nach den europäischen FFH-Richtlinien (Flora-Fauna-Habitat) geschützt ist. Auch für dieses Tier muss seiner Einschätzung nach die Umweltverträglichkeit der Trasse geprüft werden. Schwere Vorwürfe richtet Liesendahl gegen die Mitglieder der Wuppertalbewegung. Diese hätten, so sagt er, während der Schutzperiode einfach auf der Trasse gerodet, obwohl diese doch noch gar nicht gebaut werde. Auch die Sondergenehmigung, welche die Wuppertalbewegung zum Roden der Trasse erhalten hat, ist seiner Meinung nach nur schwer nachvollziehbar. "Ich hoffe, dass die Mitstreiter der Wuppertalbewegung ihre demokratisch legitimierten Grenzen akzeptieren", schreibt Liesendahl an Jung. "Wir überlegen, den Tunnel mit einem Tor zu schließen", sagt denn auch Stadtsprecherin Martina Eckermann zu der Diskussion und liefert die Begründung gleich nach: "Wenn irgendjemand vor den europäischen Gerichtshof zieht, um den Umweltschutz auf der Trasse einzuklagen, dann geht zwei Jahre lang gar nichts mehr. Das wäre das Schlimmste, was uns passieren könnte." Die Stadt hat jedoch noch mehr Probleme. Nach der Vergabeordnung des Landes NRW ist es nicht korrekt, das Fledermaus-Gutachten freihändig an das Institut Ökoplan zu vergeben - aufgrund des Auftragsvolumens von geschätzten 30 000 Euro müssen Angebote eingeholt werden. Das bestätigt auch Kämmerer Johannes Slawig: "Die Verwaltung wird in den nächsten Tagen neue Angebote einholen." Es kommt noch dicker: Der Tunnel Schee ist laut Liesendahl nicht der einzige Tunnel, der untersucht werden muss. "Wir haben keinen Grund zur Annahme, dass nur in dem Tunnel Schee Fledermäuse sind", sagt Liesendahl und fordert: "Auch die anderen Tunnel müssen alle untersucht werden." In seinem Brief an OB Jung weist er unverhohlen darauf hin, dass die Nordbahntrasse durch "kritische Anwohner" angefochten werden könnte, wenn Artenschutzmaßnahmen missachtet würden.

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