Trotz Verbots: Hunde auf den Magerwiesen

Es werden Löcher in die Zäune geschnitten, die die Ausgleichsflächen schützen sollen.

Wuppertal. Seit einigen Tagen stehen rote Mülleimer mit Plastiktüten auf dem Scharpenacken. Das ist eine Aktion des Vereins Hundefreunde Scharpenacken, die dafür sorgen soll, dass erstens kein Hundekot mehr auf den Wegen liegt und zweitens die Diskussionen um die Nutzung des Landschaftsschutzgebietes endlich aufhören. Ob die eigentlich vorbildliche Aktion dieses Ziel erreicht, ist indes eher ungewiss.

Zur Erinnerung: Das Gelände gehört dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW und dieser ist verpflichtet, dort Ausgleichsflächen für die neu gebaute JVA zu schaffen. Dazu wurden sogenannte Magerwiesen eingezäunt, auf denen Bodenbrüter leben sollen. Einen Leinenzwang für Hunde auf dem Scharpenacken gibt es offenbar nicht, zumindest wird er nicht von der Stadt durchgesetzt. Den Modellfliegern wurde indes verboten, dort weiter ihre Flugzeuge starten zu lassen.

Im Zuge der Diskussion um die Nutzung des Areals hatte sich der Verein Hundefreunde Scharpenacken gegründet, der das Ziel hat, das Landschaftsschutzgebiet auch in Zukunft für Hunde zugänglich zu halten. So hat der Verein etwa eine Müllsammelaktion dort veranstaltet.

Die Gretchenfrage lautet jedoch: Werden die Magerwiesen vor freilaufenden Hunden ausreichenden geschützt. Dies ist nämlich zwingend erforderlich für die Ausgleichsflächen. Als die WZ vor etwa einem halben Jahr darüber geschrieben hatte, dass die Zäune zu den Wiesen durchgeschnitten werden und es zumindest den Verdacht gebe, Hundebesitzer könnten die Ursache sein, hatte der Vorsitzende des Vereins Hundefreunde Scharpenacken den Presserat eingeschaltet, weil er eine verallgemeinernde Vorverurteilung der Hundebesitzer erahnt hatte. Diese Beschwerde hatte der Presserat als unbegründet zurückgewiesen.

Immer wieder gab es Beschwerden und Hinweise darauf, dass manche Hundebesitzer ihren Tieren Freilauf auf den umzäunten Magerwiesen gewähren. Die WZ wollte es genau wissen und hat sich unter den Hundebesitzern umgehört.

Einer, der offen sagt, dass er seinen Hund auf den Magerweisen frei laufen lässt, ist Jürgen Marhoff. Er regt sich darüber auf, dass der Scharpennacken derartig reglementiert wird. „Alles hat mit der neuen Justizvollzugsanstalt angefangen“, findet er. Erst setzte man diese mitten in ein Naturschutzgebiet und rode große Flächen Nadelwald, und dann dürften Hunde nicht mehr frei laufen, um etwaige Bodenbrüter zu schützen. „Ich fühle mich in meiner persönlichen Freiheit eingeschränkt“, sagt er

Die Bodenbrüter sind für ihn kein Grund, er habe noch keine dort gesehen. Und warum im Gegensatz zu einigen Hunden regelmäßig eine hundertköpfige Schafherde über die Wiesen getrieben werden dürfe, die dort ebenfalls herumtrampelte, ist für ihn schwer nachvollziehbar. Über deren Hinterlassenschaften rege sich auch niemand auf.

Wie Marhoff denken vermutlich auch noch andere Hundehalter, denn die Zäune rund um die Magerwiesen sind immer wieder an einigen Stellen durchschnitten worden.

Für den Landesbetrieb und auch die Stadt heißt das, dass sie offenbar ein Problem haben, die gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichsflächen ausreichend zu schützen. Bereits vor einem Jahr hatte eine BLB-Sprecherin erklärt, dass dann der Scharpenacken für die Öffentlichkeit geschlossen werden müsse.

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