U-3-Betreuung: Stadt will 1000 neue Plätze schaffen

Sozialdezernent Kühn rechnet ab August mit Klagen von Eltern, die keinen Platz für ihr Kind haben.

Wuppertal. Mit einem groß angelegten Investitionsprogramm versucht die Stadt Wuppertal, den Rechtsanspruch für einen Betreuungsplatz von Kindern im Alter unter drei Jahren zu erfüllen. Nach Auskunft von Sozialdezernent Stefan Kühn (SPD) sollen insgesamt etwa 50 neue Kindergartengruppen in Wuppertal entstehen. Dieses ehrgeizige Ziel soll bis 2015 realisiert sein — der Rechtsanspruch gilt jedoch ab dem 1. August dieses Jahres.

„Ich rechne nicht direkt mit einer Klagewelle, aber es wird Klagen von Eltern geben, deren Kind keinen Platz bekommen hat“, prognostiziert Kühn. Seiner Einschätzung nach werden am Stichtag 1. August etwa 1000 U-3-Betreuungsplätze fehlen. Kühn macht jedoch klar, dass die immer wieder gehörte Betreuungsquote von 30 Prozent eine rein fiktive Zahl ist. Wuppertal, so erklärt der Sozialdezernent, hat sich selbst eine Betreuungsquote von 40 Prozent aller Kinder in dieser Altersgruppe auferlegt.

Aber: Selbst wenn diese erfüllt ist, so räumt er ein, wird es immer Eltern geben, die keinen Platz für ihr Kind erhalten haben. In diesem Fall werde die Stadt versuchen, entweder in einer Kita oder bei einer Tagesmutter einen Platz für die betroffenen Eltern zu beschaffen. Klar macht er aber auch, dass Eltern dann nicht auf einen Kita-Platz bestehen können, sondern im Fall der Fälle auch eine Tagesmutter akzeptieren müssen. „Eine Klage, die auf einen Kita-Platz besteht, obwohl ein Platz bei einer Tagesmutter angeboten wurde, wird ins Leere laufen“, warnt Kühn.

Damit es erst gar nicht zu solch unschönen Auseinandersetzungen kommt, plant die Stadt, ihr Kita-Angebot massiv auszubauen. Vorwürfe, dies hätte schon früher geschehen sollen, weist er zurück: „Drei Jahre lang ist beim Land nichts passiert. Jetzt bekommen wir endlich das nötige Geld, das uns so lange vorenthalten wurde.“

Die erwähnten 50 neuen Gruppen will die Stadt mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen schaffen. Drei Kitas werden ausgebaut: Dazu zählen die Höhe in Vohwinkel mit einer Gruppe, die Carl-Schurz-Straße in Elberfeld mit zwei Gruppen und die Peter-Beier-Straße in Langerfeld/Oberbarmen mit zwei Gruppen.

Fünf Grundstücke will die Stadt an private Investoren verkaufen, die dort privat finanzierte Kitas errichten sollen. Dieses Modell, so macht Kühn klar, wurde nicht in Wuppertal erfunden.

An der Ehrenhainstraße in Vohwinkel soll auf dem Gelände des ehemaligen Bürgerbads eine sechsgruppige Kita entstehen. In der Hauptschule am Rott ist eine viergruppige Kita geplant, sobald der Schulbetrieb beendet ist. Zudem sind weitere städtische Kitas geplant, deren Standorte Kühn am Donnerstag noch nicht verraten wollte.

„Wir stehen vor einem Quantensprung. 50 neue Kitagruppen in einer so kurzen Zeit, das hat es in Wuppertal noch nicht gegeben“, sagt der Sozialdezernent.

Kritik, dass es Wuppertal aber zum Stichtag nicht gelinge, den Rechtsanspruch zu erfüllen, weist er zurück. „Das schafft keine Stadt in Westdeutschland“, ist Kühn sicher und konkretisiert: „Die meisten lügen sich doch in die eigene Tasche. Ob die Quote von 32 Prozent reicht, weiß doch heute niemand. Ernsthafte Berechnungen gehen davon aus, dass der tatsächliche Bedarf viel höher ist.“

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