Ulle Hees ist tot: Trauer um die Mutter der Mina Knallenfalls

Wuppertals große Bildhauerin Ulle Hees starb am Montag im Alter von 71 Jahren in einer Klinik. Der Stadt bleiben ihre zahlreichen Werke.

Wuppertal. Die Pläne für ein Denkmal an die Wuppertaler Frauenrechtlerin Helene Stöcker waren ihre Begleiter in den letzten Lebensjahren. Ulle Hees hatte die Entwürfe bereits fertig und im Dezember 2011 gemeinsam mit dem Bildhauer Frank Breidenbruch erste Schritte zur Realisierung unternommen. Am Montag starb die Künstlerin in einer Klinik.

Der wache Blick, der zielsicher in die Tiefe des Gegenübers schaute, zeichnete Hees ebenso aus wie die Fähigkeit, die ergründeten Facetten der Mitmenschen niemals in einer Anklage vorzuführen. Selbst ihre Arbeitsreihe „Fingerzeige“ zu dunklen Kapiteln der deutschen Geschichte bewahrte ein Stück Milde und Verständnis für menschliche Fehltritte. All diese Fingerzeige, darunter die „Ja-Sager/Nein-Sager“ auf dem Werth, stehen auf schmalem Sockel — so wie die Verblendungen, denen sie den Kampf ansagen.

Mit „Erzählte Geschichte“ widmeten Rita Küster und Erik Schönenberg der Künstlerin im vergangenen Jahr eine Hommage in Buchform, die schon im Titel das Wesen des bildhauerischen Vermächtnisses traf. Hees erzählte gerne auch von den kleinen Dingen, die ihre Zeitgenossen allzu oft übersahen. Das kleine Stück Zucker in der Hand des Wuppertaler Originals Fritz Poth ist so ein Detail. Der „Zuckerfritz“ am Neumarkt hält es so liebevoll zwischen zwei Fingern, dass es den Betrachter rühren muss.

Ulle Hees zählte zu den Kulturschaffenden in der Stadt, die von vielen Menschen geliebt wurden. Das lag zu einem großen Teil an ihrem gewinnenden Lachen und ihrer Sprunghaftigkeit, mit der sie binnen Sekunden vom Tragischen zum Nebensächlichen wechseln konnte.

Es lag aber auch an der Einstellung zu ihrer eigenen Arbeit, die sie mit Distanz und Frohsinn schuf. Allein die „Mina Knallenfalls“ an der Alten Freiheit, die zu einem Wahrzeichen Elberfelds wurde, offenbart eine bewundernswerte Herzlichkeit. Hees konnte sich köstlich darüber amüsieren, dass Minas Popo so herrlich glänzt, weil Passanten ihn immer wieder tätscheln.

Es ist sehr wohl anzunehmen, dass dieses Streicheln über Minas Hinterteil noch über Generationen fortdauern wird. Allemal ist das Denkmal zum Synonym für jene Figur geworden, die in Wahrheit nie gelebt hat.

Neben ihren fertigen Arbeiten hinterlässt die 1941 in Vohwinkel geborene Ulle Hees ein großes Repertoire an unvollendeten Werken. Auch ein Porträt von Pina Bausch war seit vielen Jahren geplant. Ihren Freunden bleiben die Erinnerungen, auch die an lange Abende im Atelier, das Hees alle Jahre zur Adventszeit öffnete.

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