Und Action: Wuppertal wird zum Tatort eines Krimis

Aufnahmen in der Südstadt als Werbung für den Wuppertal-Krimi.

Wuppertal. An der Treppe zur Kieselstraße in der Südstadt haben sich duzende Schaulustige versammelt. Ein Toter liegt kopfüber auf den Stufen, aus seinem Hinterkopf sickert noch das Blut. Die Polizei ist bereits vor Ort. Es ist kalt. Plötzlich steuert ein dicker Mann zielstrebig durch die Menge, bleibt vor der Leiche stehen - starrt auf den Toten.

Der Kommissar brüllt "Ey , wer hat denn den Pannemann durchgelassen?" Der Dicke macht kehrt, eilt davon. "Und wenn ich Dich persönlich auf die Wache zerre", schnaubt ihm der Kommissar noch wütend hinterher - die beiden scheinen sich zu kennen. Dann herrscht Ruhe. "Seeehr schööön - macht das gleich nochmal so", ruft Regisseur Tom Bohn - "Uuund Action!"

Täuschend echt sieht alles aus, beim Dreh für den Sechsminüter zum Wuppertal-Kino-Krimi "King Ping". An die 40 Setleute mit Kameras, Mikrofonen, Scheinwerfern und warmen Decken stehen in Warteposition. Einige halten dampfenden Kaffee in der Hand.

Burkhard Eick, von der gleichnamigen Casting-Agentur, hat rund 20 Komparsen als Schaulustige organisiert, die sich geduldig hinter der Absperrung positionieren. Auch Eick ist mit dem Dreh zufrieden. Sein großer Traum geht in Erfüllung: "Ich darf endlich die Leiche spielen", starr, mit leerem Blick - vorbildlich, wie ein Profi.

Wenn schon, dann gleich in die Vollen, dachten sich wohl die beiden Produzenten Christoph Schmidt und Dirk Michael Häger. Und engagierten Schauspieler wie Michael Schenk (Das weiße Band, Hindenburg) oder "unverbrauchte Gesichter mit hoher Qualität", wie Sierk Radzei, NRW-Schauspieler 2008) für den Kurzfilm, der den Kinostreifen richtig vermarkten soll.

Ein Krimi der besonderen Art soll es werden: Mit großen Bildern, unkonventioneller Ästhetik und viel Lokalkolorit. "Das ist doch das schöne an Krimis. Anderen TV-Serien geht dieser Charme verloren", sagt Häger. Er ist auch Autor des Drehbuchs und wollte es so authentisch wie möglich. Deshalb engagierte gleich drei Wuppertaler Hochkaräter: Mechthild Großmann, Ann-Kathrin Kramer und Jana Voosen.

Warum gerade Wuppertal? "Jeder Regisseur, der einmal hier gedreht hat, egal ob Til Schweiger oder Tom Tykwer, ist von der Stadt überzeugt. Hier gibt es unglaubliche Motive", sagt Häger. Die Gegensätze machten es aus: Das viele Grün und Grau, die Treppen, die Villen und die maroden Viertel - und nicht zu vergessen die Fabriken. "Die Stadt als Filmort ist da einfach eine logische Konsequenz." Und noch einen Grund gibt es wohl: Häger selbst ist Wuppertaler, genau wie der bekannte Tatort-Regisseur Bohn, der sich für den Dreh seit 32 Jahren erstmals wieder im Tal hat blicken lassen. "Ich liebe die Stadt und bleib ihr treu", so Häger. Der Film soll, wenn alles klappt, im Winter 2011/2012 laufen.

Vier WZ-Leser durften beim Dreh dabei sein: "Es ist spannend, so nah zu beobachten", sagt das Ehepaar Loni und Horst Hävel. Ute Rüenaufer wurde sogar dafür auserkoren, eine Zeugin zu spielen. Geduldig erzählt sie in einer Szene dem Kommissar, was sie gesehen haben soll.

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