Unternehmertag: Arbeitgeber wollen Sicherheit

Am Unternehmertag nennt Wolfgang Clement die Energiewende ein hohes Risiko für die Industrie.

Wuppertal. Man muss den ehemaligen SPD-NRW-Ministerpräsidenten und Bundes-Superminister Wolfgang Clement einfach live erlebt haben, um zu verstehen, wie tief der Graben zwischen ihm und seiner früheren Partei ist: Mindestlohn, gleiche Bezahlung für Leiharbeiter, höhere Sozialausgaben, Staatsinterventionismus? Clement will das irgendwie alles nicht. Und er fragt, ob die Menschen überhaupt irgendeine definierte Obergrenze bei der Lebensarbeitszeit brauchen.

Außerdem wundert Clement sich: Am Mittwoch bei seinem Impulsvortrag am Unternehmertag der Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände in der Stadthalle zum Beispiel darüber, dass die Industrie sich nicht massiv gegen die Energiewende zur Wehr setzt. Denn „die gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie“, so Clement. Und zumindest ein Management für diese Wende wünschten sich am Mittwoch tatsächlich alle auf dem Podium.

Tatsächlich zählen die steigenden Energiepreise zu den großen Sorgen des Mittelstands. Michael Schädlich brachte es in dem Kontext so auf den Punkt: „Unsere Wettbewerber haben wir im Griff. Die Politik nicht.“

Dabei ging es den Unternehmerverbänden am Mittwoch eigentlich vor allem darum, Verständnis zu schaffen. „Ohne die Industrie geht es nicht“, lautet die Botschaft unter dem Motto „Zukunft durch Industrie“. Und das sah auch auf dem Podium jeder so. Clement selbst nutzt dabei den Begriff „industrielle Dienstleistungsgesellschaft“ und polarisierte in diesem Punkt nicht.

Denn eben das hohe Maß der von der Industrie beauftragten Dienstleistungen hebt auch Verbandspräsident Ralf A. Königs hervor. Jeder wolle neue Produkte haben, doch niemand wolle dafür auch ein für diese Produkte produzierendes Industrieunternehmen in seiner Nähe in Kauf nehmen, rügt er im Vorfeld der Veranstaltung.

Deregulierung und vor allem ein höheres Maß an Planungssicherheit wünschen sich die bergischen Arbeitgeber. Ein Planungsrecht, bei dem ganz am Ende, nachdem viel Zeit verstrichen ist, durch die Klage von Bürgern wieder infrage steht, sei da wenig hilfreich. Und tatsächlich ist Bärbel Höhn da auf seiner Seite. Das Planungsrecht gehöre genau andersherum aufgebaut. Erst ein Ja oder Nein zu einem Projekt — dann die Planung, sagt sie.

Einig waren sich alle, dass das nur mit einem hohen Maß an Transparenz — und zwar von Anfang an — gelingen könne. Auch, damit am Ende nicht Wutbürger auf die Straße gehen.

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