Terrorprozess Verdächtige Dinge in Zelle: Marco G. in anderes Gefängnis verlegt

Nach dem Fund verdächtiger Dinge in seiner Zelle und Mutmaßungen über eine Befreiungsaktion wurde der im Terrorprozess Angeklagte verlegt.

Terrorprozess: Verdächtige Dinge in Zelle: Marco G. in anderes Gefängnis verlegt
Foto: dpa

Düsseldorf. Sollte ein mutmaßlicher islamistischer Terrorist aus dem Gefängnis befreit werden? Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft jedenfalls ermittelt wegen versuchter Befreiung des im Düsseldorfer Terrorprozess angeklagten Marco G. Diesem wird unter anderem ein versuchter Bombenanschlag am Bonner Hauptbahnhof vorgeworfen. In der Zelle des Mannes in der Wuppertaler Haftanstalt Simonshöfchen und in einem weiteren Haftraum seien Rasierklingen und ein selbst gebasteltes gefährliches Werkzeug gefunden worden, sagte NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) am Mittwoch in Düsseldorf. Es werde „gegen unbekannt“ ermittelt. Das Ministerium bestätigte damit einen Bericht des „Bonner General-Anzeigers“.

Konkrete Ausbruchs- oder Befreiungspläne seien aber nicht entdeckt worden. „Man wird zu prüfen haben, wer ihm die Gegenstände hat zukommen lassen“, sagte Kutschaty. Bei den Rasierklingen handele es sich um fünf Klingen von Einweg-Rasierern, deren Stiele abgebrochen worden waren.

Heinz-Werner Haucke, Leiter der JVA Simonshöfchen, bestätigte gegenüber unserer Zeitung, dass Marco G. mittlerweile in ein anderes Gefängnis verlegt wurde. Dies sei aber ein normales Vorgehen, gerade bei einem Häftling mit dieser Vergangenheit. Haucke beschreibt das Vorgehen als „Luftveränderung“. Bei den regelmäßigen Durchsuchungen der Zelle des Untersuchungshäftlings seien „merkwürdige Unterlagen“ aufgetaucht. Konkreter dürfe er aus Sicherheitsgründen nicht werden. Laut Medienberichten soll eine Gefängnisskizze bei den Unterlagen sein.

Zudem hätten seine Mitarbeiter ein Handy samt Sim-Karte, aber ohne Akku und Ladegerät gefunden. Auch eine kleine Waffe, ein umgebauter Kugelschreiber, wurde gefunden. Die Mine wurde umgedreht, damit sie aus dem Kuli ragt, für einen besseren Griff war der Kugelschreiber mit Mull umwickelt.

Natürlich könne der Täter jemandem damit leichte Verletzungen zufügen, an der richtigen Körperstelle auch schwere. „Aber das können Sie auch mit einer Gabel“, sagt Haucke. Woher die Gegenstände kamen, sei nicht bekannt.

Der für Dienstag geplante Verhandlungstag des Terrorprozesses war abgesagt worden. Weil auch der Laptop des Angeklagten beschlagnahmt worden war, hatte sein Anwalt geltend gemacht, dass sich sein Mandant nicht habe vorbereiten können. Der Prozess werde am kommenden Montag fortgesetzt, sagte ein Gerichtssprecher.

Bereits seit drei Wochen hatten sich Pendler, die morgens mit Autos aus Wuppertal, Solingen und Haan über die A 46 Richtung Düsseldorf fahren, über einen Konvoi von Polizeifahrzeugen auf dem Zubringer zur Autobahn 46 gewundert. Dieser Konvoi bestand stets aus zwei zivilen, aber sichtbar gepanzerten Fahrzeugen des Düsseldorfer Sondereinsatzkommandos (SEK), die mit hohem Tempo und unter Sonderrechten von zwei Polizei-Funkwagen begleitet wurden. Dort, wo es Staus gab, fuhren die Einsatzfahrzeuge an den Berufspendlern vorbei. Ein Insasse im Fond eines Fahrzeugs soll stets eine dunkle Stoffhaube über dem ganzen Gesicht gehabt haben — offenbar Marco G.

Bereits am Montagmorgen war auf dem Dach des Hochsicherheitstrakts des Oberlandesgerichts ein Hubschrauber gelandet. Ob Marco G. nun regelmäßig mit dem Helikopter zum Prozess gebracht werde, wollte die Düsseldorfer Polizei nicht bestätigen: „Zu Sicherheitsmaßnahmen sagen wir nichts“, sagte ein Polizeisprecher.

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