Verschärfung der Umweltzonen: Das Handwerk sagt Nein

Am WZ-Mobil wurde vor allem die Sorge vor teuren Umrüstungen geäußert.

Wuppertal. „Wir müssen draußen bleiben“, heißt es ab 1. Juli 2014 für Fahrzeuge mit gelber Plakette in der Wuppertaler Innenstadt: Die Umweltzone soll verschärft werden. Bei den Handwerkern in der Stadt sorgt diese Ankündigung für reichlich Protest. Gerade unter den Nutzfahrzeugen sind auch in Wuppertal noch viele mit gelber Plakette unterwegs.

Kreishandwerksmeister Arnd Krüger spricht von immer weiteren Belastungen für Handwerksbetriebe. Die Gewerbesteuer sei hoch, auch die Grundabgaben. Gerade für kleine und mittlere Betriebe käme dann unter Umständen noch die Umrüstung dazu. „Wobei sich nicht alle Fahrzeuge umrüsten lassen“, so Krüger. Er fragt, warum es da nicht finanzielle Vergünstigungen für Handwerker gebe — ähnlich wie bei Sanierungen von Gebäuden. „Hier muss sich auch Peter Jung auf unsere Seite stellen“, nimmt Krüger den Oberbürgermeister in die Pflicht.

Viele der Handwerker fühlen sich von den Politikern falsch verstanden. „Ich bin ja auch für eine saubere Umwelt, aber für viele mittelständische Unternehmen bedeutet das eine Existenzbedrohung“, sagt Reiner Schnorr, Obermeister der Kfz-Innung. Ohnehin hätten viele Handwerker bereits bei der Einführung der Umweltzone ihre Fahrzeuge umgerüstet — von rot auf gelb. Jetzt müssten sie es erneut.

Die Raumausstatter Heidi und Axel Kollok sind am Donnerstag mit einem Transporter mit einer gelben Plakette zum WZ-Mobil gekommen. „Wir können unseren Bus nicht umrüsten. Das ist ein Diesel und der Anbieter sagt, das sei nicht möglich,“ sagt Heidi Kollok besorgt. Vor sieben Jahren haben sie ihren Bus erst gekauft: „Wir können den 2014 verschrotten lassen,“ ergänzt ihr Mann. Ohne grüne Plakette sei er ein wirtschaftlicher Totalschaden: „Eigentlich sollten solche Fahrzeuge für den Preis 17 Jahre halten“, sagt Heidi Kollok. Das Ehepaar weiß noch nicht, wie es handeln soll. „Wir müssen in die Innenstadt fahren. Anders geht es nicht.“

Remy Dugave, Landschaftsbauer, ist aus der Umweltzone schon weggezogen: „Mein Caddy ist schon 20 Jahre alt. Aber ich sehe es auch nicht ein, ein anderes Fahrzeug zu kaufen. Der fährt doch noch.“ Auch Handwerksmeisterin Irmgard Presia sorgt sich: „Gibt es da keine bezahlbaren Lösungen?“ Gerade Handwerksfahrzeuge seien oft Stehfahrzeuge, gibt Wolfgang Wüstenhagen, Obermeister der Stukkateurinnung, zu bedenken. Das bestätigt Thorsten Gräfe von der Thienhaus GmbH. Er hält eine Verschärfung der Umweltzonen für nicht notwendig. „Die Umweltzonen haben bisher nicht den Erfolg gezeigt, der gefordert oder gewünscht war.“

Für Axel Kollock scheint die neue Regelung nicht richtig durchdacht: „Das wurde einfach halbherzig gemacht. Warum können alle Transporter auf der A46 fahren, aber nicht durch die Innenstadt?“, fragt er. Die Handwerker sind sich einig: Der Feinstaub ist überall, auch in den plakettenfreien Zonen.

„Es wird immer von denen entschieden, die einen Chauffeur haben. Wie soll das gehen?“, sagt Heidi Kollock. Für Remy Dugave wird es wieder am „kleinen Mann“ ausgelebt: „Ich finde, das ist eine soziale Ungerechtigkeit“, sagt er. „Die sollen dann wenigstens keine Ausnahmeregelungen zulassen. Was ist mit den Baumaschinen am Döppersberg oder dem Flugverkehr, die stoßen noch viel mehr aus“, sagt der Landschaftsbauer.

Etwas gelassener sieht es Johannes Nebel. Natürlich sei es ärgerlich, wenn Handwerker nicht mehr in die Innenstadt fahren dürften. Viele hätten aber schon längst die Fahrzeuge umgerüstet, in seinem Kollegenkreis seien kaum noch Fahrzeuge mit gelber Plakette unterwegs, so der selbstständige Malermeister.

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