Viel Regen, entspannte Bäume: Das Wetter hilft dem Wald

Der nasse Sommer hat auch eine gute Seite: In Parks und Wäldern erholen sich etliche Bestände von Trockenzeiten vergangener Jahre. Auch den Schädlingen ist es einfach zu nass.

Wuppertal. Allen Unkenrufen zum Trotze: Wuppertal gehört zu den grünsten Großstädten in Deutschland — und der bislang verregnete Sommer trägt seinen Teil dazu bei, dass das in Parks und Wäldern so bleibt. „Die Bestände haben sich in den vergangenen Monaten erheblich erholt“, berichtet der Leiter der Forstabteilung der Stadt Wuppertal, Albert Vosteen, im Gespräch mit der WZ.

Gerade auch bei Neupflanzungen — wie etwa auf der ehemaligen und frisch rekultivierten Deponie Kemna — verzeichne man bislang so gut wie keine Verluste. Zum Vergleich: Im Frühjahr 2011 lag die Ausfallquote noch bei bis zu 50 Prozent.

Die Folgen des „waldfreundlichen“ Wetters reichen sogar so weit, dass besonders angeschlagene Bäume, die bei der Stadt bereits zur Fällung vorgesehen waren, aller Voraussicht nach wieder von der Liste gestrichen werden können, fügt Annette Berendes, Abteilungsleiterin beim Stadtbetrieb für Grün- und Freiflächen, hinzu. Kehrseite der Medaille: Auch auf den städtischen Flächen wachse das Unkraut jetzt „wie wahnsinnig“.

Das gilt gerade auch für das sogenannte „Straßenbegleitgrün“, das immerhin zu 65 Prozent durch externe Firmen gepflegt wird. Sie kommen in diesem Sommer mit der Arbeit kaum noch nach.

Keine Trockenheit — keine Waldbrandgefahr: Und wie sieht es bei Schädlingen wie dem Borkenkäfer aus, der sich gerade in trockenen und heißen Wochen an die Arbeit macht? Bislang Fehlanzeige, erklärt Vosteen: Ist die Gefahr ihrer Ausbreitung im Frühjahr naturgemäß besonders groß, fällt nun auch die Invasion der zweiten Generation buchstäblich ins Regenwasser. Hinzu kommt der natürliche Abwehrmechanismus der sonst gefährdeten Bäume. Vosteen: „Die Fichten strotzen im Moment nur so vor Harz.“ Ob die dritte Käfer-Generation im Spätsommer zuschlagen kann, wird sich in den nächsten Wochen entscheiden. Auch Schädlinge wie die Miniermotte — sie befällt vor allem Kastanien — und der Eichenprozessionsspinner haben bei Regenwetter schlechte Karten.

Dem Sommer folgt die Sturmsaison, und auch hier blieb es in den vergangenen Jahren in den Wäldern weitestgehend ruhig. Der Jahrhundertorkan „Kyrill“ — er zerstörte im Januar 2007 etliche Waldflächen — hat jenseits aller Verwüstungen eines unterstrichen: Zukunft haben Mischwälder, während Monokulturen wie reine Fichtenwälder abseits guter Holzerträge anfällig sind. Machte ihr Anteil in Wuppertal nach dem Zweiten Weltkrieg noch 40 Prozent aus, liegt er jetzt nur noch bei 10 Prozent. Das spricht für sich.

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