Bayer: Stellenabbau und eine 30-Millionen-Euro-Investition

Niemand weiß, wie viele Stellen in Wuppertal abgebaut werden könnten. In der nächsten Woche gibt es eine Betriebsversammlung in der Sporthalle.

Wuppertal. Bayer ist schon wegen der Größe und der Branche ein Unternehmen, in dem immer irgendein Gerücht kursiert. Davon, dass auch jetzt wieder etwas im Busch war, hatten viele etwas gehört. Trotzdem überraschte es jetzt, als der Konzern ankündigte, in Deutschland 1700 Stellen abzubauen, davon 700 bei HealthCare, wozu auch die Wuppertaler Standorte gehören.

Wie stark Wuppertal betroffen sein wird, ist noch nicht abzusehen. Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat versprechen aber hart zu werden. Denn der sieht angesichts der Arbeitsbelastung überhaupt keinen Anlass zu einem Stellenabbau.

Rein rechnerisch glaubt man in Wuppertal, mit einem blauen Auge davon zu kommen. Denn rund ein Viertel der deutschen HealthCare-Stellen befindet sich in Wuppertal. Macht rein theoretisch einen Abbau von rund 175 Stellen. Ein Volumen, das die Verantwortlichen über Fluktuation, Auslaufen von Zeitverträgen und das Angebot von (in dieser Branche üblicherweise nicht schlecht ausgestatteten) Aufhebungsverträgen wohl stemmen könnten. Betriebsbedingte Kündigungen sind aufgrund eines Beschäftigungssicherungs-Abkommens bis Ende 2012 ohnehin ausgeschlossen. Deswegen wird die Stimmung trotzdem nicht die beste sein, wenn am 24.November bei Bayer die Betriebsversammlungen stattfinden und die Ansprache des neuen Vorstandsvorsitzenden Marijn Dekkers auch in die Sporthalle Rutenbeck übertragen wird.

Zumal es auch eine spezielle Wuppertaler Sicht auf die Dinge gibt - auch wenn die offiziell niemand so bestätigt. Denn in Wuppertal wurde das neue Thrombose-Mittel Xarelto entwickelt. Jüngeren Studien zufolge ist das Mittel künftig bei deutlich mehr Indikationen als bislang - beispielsweise bei Herzflimmern und zur Schlaganfall-Prophylaxe - einsetzbar. Das Produkt aber auf den Markt zu bringen, kostet viel Geld. Geld, das nun eben auch in Wuppertal wieder eingespart werden könnte. Obwohl sich die Bayer-Konkurrenz aktuell mit der Entwicklung eines vergleichbaren Mittels schwer tut und auch das die Bayer-Aktie beflügelt. Es sind auch Phänomene wie dieses, die Bayer meint, wenn es von Investitionen in weiteres Wachstum spricht. Ein anderes ist die Tatsache, dass die Zahl der Arbeitsplätze in den Schwellenländern, also den Wachstumsmärkten, erhöht werden soll - zu Lasten der Zahl der Arbeitsplätze beispielsweise in Wuppertal.

Gleichwohl: Es ist keinesfalls so, als schlügen in Wuppertal nur negative Meldungen ein. Noch im Laufe des Monats wird das neue Blockheizkraftwerk eingeweiht. Und niemand rechnet damit, dass die für Dezember vorgesehene Grundsteinlegung für ein neues Technikum (Biotechnologie und Zellkulturen) noch abgesagt werden könnte. Bei diesem Schritt handelt es sich um die Realisierung eines Projekts, das wohl auch Arbeitsplätze in Wuppertal sichert. Das Investitionsvolumen liegt bei gut 30 Millionen Euro. Im Jahr zuvor liefen in Elberfeld bereits die Abrissarbeiten, um Platz für die biologische Wirkstoffforschung zu schaffen.

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