Bergische Marktführer (44): Der türkisfarbene Faden passt 26-mal um die Erde

Die o.b. Tampons waren eine Revolution — mit Bestand. In Wuppertal werden pro Jahr 2 Milliarden Stück hergestellt.

Wuppertal. Manch nützliche Erfindung gehört so selbstverständlich zum Alltag, dass eine Zeit ohne sie nur schwer vorstellbar ist. Ein kleines Stück Watte mit Stoffbändchen zählt zu dieser Kategorie praktischer Errungenschaften und hat im Laufe von mehr als 80 Jahren seinen Siegeszug um die Welt angetreten.

Der heute bekannte Tampon ist zwar keine Erfindung aus dem Bergischen Land — bereits ab den 1930er Jahren wurde er in den USA hergestellt. Doch seine tatsächliche Erfolgsgeschichte nahm ihren Anfang eindeutig in Wuppertal: 1948 gründeten der Ingenieur Carl Hahn, der Jurist Heinz Mittag und die Gynäkologin Dr. Judith Esser auf einem rund 12 000 Quadratmeter großen Gelände im Stadtteil Oberbarmen, Deutschlands erste Fabrik für Tampons.

Der Hygieneartikel war hierzulande noch weitgehend unbekannt und für seine Herstellung mussten eigens Maschinen entwickelt werden. Ein Konstrukteur aus der Tabakindustrie lieferte die passende Technologie — und bereits 1950 kamen die ersten o.b. Tampons made in Wuppertal in den Handel.

Die Watte mit dem türkisfarbenen Bändchen wurde zum Verkaufsschlager und der Markenname o.b. — kurz für „ohne Binde“ — zum Synonym für eine ganze Produktsparte. Bereits im ersten Verkaufsjahr gingen mehr als zehn Millionen o.b. Tampons über die Ladentheke.

Heute kaufen die deutschen Verbraucherinnen jährlich rund 1,2 Milliarden Stück. Insgesamt stellt das Wuppertaler Werk, das seit 1974 Teil der Johnson & Johnson Family of Companies ist, pro Jahr mehr als zwei Milliarden o.b. Tampons her, die vom Bergischen Land aus ihre Reise in mehr als 40 Staaten antreten.

Gestartet mit einer 20- bis 25-köpfigen Mannschaft, sind aktuell etwa 350 Mitarbeiter im Wuppertaler Werk beschäftigt. Sie verarbeiten rund um die Uhr und in drei Schichten jährlich 250 Lkw-Ladungen Zellwolle und türkisfarbenen Faden, der sich 26-mal um die Erde wickeln ließe.

„Auf Basis modernster Technologien hat sich die Produktion in Wuppertal und die Qualität der Tampons stetig und dynamisch weiterentwickelt“, erläutert Werksleiter Wolfgang Klehr. „Zu den Innovationen gehören zum Beispiel patentierte Neuerungen wie die Technologie der geschwungenen Rillen, wodurch die Flüssigkeit noch wirksamer in das Innere des Tampons geleitet wird.“

Auch dem Umweltschutz zuliebe sei in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich in das Werk investiert worden: Das 120 Jahre alte Gebäude habe eine neue Dämmung erhalten, und der Maschinenpark sei modernisiert worden. Außerdem habe man innerhalb der vergangenen zehn Jahre sowohl Kohlendioxidausstoß als auch Abfallmengen deutlich reduzieren können und produziere seit 2010 vollständig mit Strom aus Wasserkraftanlagen.

In Deutschland ist o.b. mit einem Marktanteil von 73 Prozent unangefochtener Marktführer. In Österreich setzten 80 Prozent und in der Schweiz 62 Prozent der Verbraucherinnen auf die Hygieneartikel aus Wuppertal. Erfolgszahlen, die o.b. zu einer starken Marke des Johnson & Johnson Produktportfolios machen, zu dem unter anderem Penaten, Carefree, bebe Young Care, Neutrogena, Listerine und Compeed gehören.

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