Spediteur: „Ich ziehe aus der Hüfte“

Wolzenburg ist seit 80 Jahren im Geschäft — trotz vieler Widrigkeiten.

Spediteur: „Ich ziehe aus der Hüfte“
Foto: privat

Wuppertal. Bis 19.30 Uhr sitzt die Disposition im Büro, wartet auf heimkehrende Lastwagen. Doch die kommen einfach nicht. Zu viele Staus rings um Wuppertal verhindern die pünktliche Ankunft. Im Jubiläumsjahr (das Unternehmen ist jetzt 80 Jahre alt) schlägt sich die Spedition Wilhelm Wolzenburg mit solchen Dingen herum. Und zwar derzeit verstärkt.

Spediteur: „Ich ziehe aus der Hüfte“
Foto: Stefan Fries

Der geschäftsführende Gesellschafter Jochen Wolzenburg: „Ab 17 Uhr ist Wuppertal von der Außenwelt abgeschnitten.“ „Wir sitzen hier wie doof“, ergänzt Ursula Schmitz von der Akquisition. Sie ärgert sich weiter: „Das sind unnötige Überstunden und Kosten, die von außen aufgedrückt werden.“

Zusätzliches Phänomen: Immer wieder muss Jochen Wolzenburg mit einem Ersatzfahrer raus zu einem Lastwagen, dessen Fahrer sonst länger als gesetzlich zulässig hinter dem Steuer säße. Dazu kommt der Kostendruck aus Osteuropa. „Die fahren ein viertel Jahr lang Tag und Nacht, campieren im Lkw und werden dann ausgetauscht“, berichten Ursula Schmitz und Jochen Wolzenburg. Fahrer für die eigene Spedition zu finden, werde hingegen immer schwieriger. „Kraftfahrer werden behandelt wie der letzte Dreck“, klagt Wolzenburg.

Trotzdem: Das Unternehmen, das seinen Sitz 1960 an die Essener Straße verlegt hat, bringt es jetzt auf 80 Jahre. Das schafft längst nicht jede kleinere Spedition.

Heute beschäftigt Wolzenburg rund 35 Leute, obwohl es in besten Zeiten wie in den frühen 90er Jahren mal 80 Mitarbeiter waren, obwohl die Zahl der Industriekunden in den vergangenen Jahren stetig geschrumpft ist, obwohl solche Kunden wie Küppers Kölsch ganz weg sind, obwohl Wuppertal den Ruf als Speditionsstandort längst an andere Städte wie Duisburg oder Düsseldorf verloren hat — und obwohl Speditionen in Deutschland offenbar keine Lobby haben, wie Wolzenburg glaubt.

Wie das funktioniert? Vor allem mit guter Akquise und mit schnellem Handeln. „Das ist hier ein mittelständisches Unternehmen. Wir entscheiden sehr schnell“, erklären Ursula Schmitz und Jochen Wolzenburg. Anruf des Kunden und Auslieferung erfolgen innerhalb von 24 Stunden. „Ich ziehe aus der Hüfte“, sagt Wolzenburg schmunzelnd. Für Touren überwiegend nach Norddeutschland (Seehäfen) und in die Rhein-Ruhr-Region.

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