Wo ist das Bernsteinzimmer? Die Schatzsuche geht weiter

Im Schein von Taschenlampen nimmt Karl-Heinz Kleine (66) alte Bunker im Wuppertaler Westen in Augenschein.

Wuppertal. Sollte der Eisenbahnzug mit seiner geheimnisvollen Ladung vor fast 70 Jahren bei Nacht und Nebel wirklich über Wuppertaler Gleise gerollt sein — wo war für die vielleicht zehn Waggons Endstation? Diese Frage lässt Karl-Heinz Kleine keine Ruhe: Nach wie vor ist der 66-Jährige auf der Suche nach dem Bernsteinzimmer, das in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verschwunden ist (siehe Info-Kasten unten). „Wir sind überzeugt davon, dass es hier in Wuppertal liegt“, sagt der Rentner — seit nunmehr vier Jahren Jäger des verlorenen Schatzes.

Am Freitag griff Kleine unter anderem in Vohwinkel zu Taschenlampe und Metalldetektor, als es im Wuppertaler Westen darum ging, alte Bunkeranlagen an Bahnstrecken in Augenschein zu nehmen. Ihm zur Seite standen Sven Preis (36) und Tobias Müller (31) von der Freiwilligen Feuerwehr in Vohwinkel. Sie unterstützen Kleines Forschung ehrenamtlich und sorgen auch jetzt dafür, dass die Erkundungen unter Tage immer sicher vonstatten gehen.

Wiederholt hat die WZ über Kleines Theorie berichtet: Sie folgt der Spur des NS-Gauleiters Erich Koch, der in Ostpreußen das Sagen hatte, zuvor Eisenbahner war und aus Wuppertal stammte. Kleine geht davon aus, dass Koch das Bernsteinzimmer aus Königsberg dorthin bringen ließ, wo er sich selbst gut auskannte. „27 Kisten, jede 1,50 Meter lang — die können nicht so einfach verloren gehen.“ Irgendwann zwischen August und Dezember 1944 könnte der streng geheime Transport nach Wuppertal vonstatten gegangen sein — auch über die Rheinische Strecke und nicht nur mit dem Bernsteinzimmer in den Waggons: Koch vermutet in gleichem Maße 64 Kisten mit wertvollen Gemälden, die aus Kiew und Charkow stammen, im Untergrund. Und dazu das Eigentum jüdischer NS-Opfer.

Alte Bunkeranlagen an Bahnstrecken gibt es jedenfalls in Hülle und Fülle, wie Kleine nach seinen Recherchen — unter anderem unterstützt durch die Stadt Wuppertal — berichtet: 170 Anlagen hat der 66-Jährige auf seiner Liste, etwa 30 Bunkersysteme liegen an Bahnstrecken.

In Vohwinkel stand Kleine mit seinen Mitstreitern am Freitag einmal mehr vor einer zugemauerten Bunkerwand. „Und genau das ist das Problem“, sagt der Schatzsucher im Licht der Stablampen. Arbeiten, um solche Hindernisse hinter sich zu lassen und danach wieder herzustellen, ließen sich nur mit Sponsoren schultern — etwa aus dem Handwerk. „Zeit genug habe ich als Rentner ja. Und wir suchen weiter.“ Der geheimnisvolle Gang hinter der Bunkerwand soll mehr als 40 Meter lang sein. Ende offen.

Karl-Heinz Kleines Projekt im Internet: www.amber-room.org

Kontakt per E-Mail: [email protected]

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